Freitag, 18.08.2017
Ja, das waren wieder drei Monate ohne Reise. Aber wie immer müssen wir auf unseren Arbeitsstellen durcharbeiten, damit unsere Kollegen mit den Familien Gelegenheit bekommen zu verreisen. Dabei liegen wir mit dem Start Mitte August diesmal sogar recht früh. In NRW dauern die Sommerferien schließlich noch eine Woche an.
Am heutigen Freitag müssen wir beide noch einmal bis Mittag arbeiten. Zu Hause packen wir Emil dann zu Ende. Das meiste hatten wir bereits in den letzten Tagen erledigt. Jetzt folgen noch die letzten Teile, frische Lebensmittel und so, die wir nicht früher ins Auto laden wollten.
Eigentlich gar nicht so viel, trotzdem kommen wir erst um halb fünf von zu Hause los. Und das rächt sich auch direkt. Rund um Köln herrscht mal wieder das Autobahn-Stau-Chaos der besonderen Art, auch wenn es hier zum ganz normalen täglichen Wahnsinn dazugehört.
Unser Navi sucht per TMC laufend nach schnelleren Ausweichstrecken und hat alle paar Minuten neue Vorschläge parat. Gerade als wir auf der A3 in Köln-Ost sind, kommt im Radio die Meldung, dass die A3 nur etwas weiter vor uns komplett gesperrt ist, weil mal wieder ein Lkw von der Fahrbahn gezogen werden muss.
Wir können so gerade noch abfahren und über Schleichwege die Sperrung umfahren. Dabei sind wir zwar nicht die einzigen, doch wir verlieren hier nur eine halbe Stunde, statt der für die Autobahn angekündigten 3 Stunden.
Danach bleibt die Autobahn voll und wir kommen nur schleppend voran. Mit 250 Kilometern in den ersten fünf Stunden erreichen wir einen Schnitt, der wirklich keinen Spaß macht.
Aber irgendwann kommen wir dann doch an Karlsruhe vorbei und wechseln auf die A8. Vor Pforzheim wiederholt sich die Verkehrsdurchsage. Schon wieder ein Lkw-Unfall, der die Strecke vor uns blockiert.
Wir geben für heute auf und fahren auf einen Parkplatz. Er ist recht neu und vor allem durchdacht angelegt. Es gibt sogar einen extra Bereich mit markierten Parkplätzen für Wohnmobile und Wohnwagengespanne.
Aber nicht, dass jetzt jemand denkt, dass man da mit einem Wohnmobil übernachten könnte. Die Plätze sind alle mit Lkw besetzt. Vor allem die osteuropäischen Fahrer sind anscheinend total überfordert, ihre Lkw vernünftig abzustellen. Sie stehen kreuz und quer. Also, was nützt ein toller Parkplatz an der Autobahn, wenn niemand, die Park-Disziplin und die Einhaltung der Regeln überwacht? Nichts!
Wir stellen uns also nun unsererseits auf einen freien Lkw-Platz und achten drauf, dass keiner mit Kühlaggregat in der Nähe ist. Es hätte also sogar eine relativ ruhige Nacht werden können, doch dann kommt so ein polnischer „…!“ und parkt quer auf einem der schönen breiten Zufahrtwege. Und der Auflieger hat natürlich ein Kühlaggregat der besonders alten und kaputten Art. Das Teil lärmt den ganzen Parkplatz zu.
1. Nacht
A8 bei km 250
Parkplatz Kämpfelbach (oder so ähnlich)
Tageskilometer: 340
Samstag, 19.08.2017
Zum Frühstück fahren wir auf dem Parkplatz ein gutes Stück weiter, so dass andere Lkw zwischen uns und dem Polen stehen. Dadurch ist es möglich, dass wir uns beim Frühstück unterhalten und die Musik aus dem Radio hören können.
Am frühen Samstagmorgen ist die Autobahn noch ziemlich leer und wir kommen über die Schwäbische Alb, ohne den üblichen Mega-Stau. Dann nur noch in Ulm auf die A7 wechseln und später auf die A96, schon sind wir in Lindau.
Hier beginnt die Route der Deutschen Alpenstraße, die wir in diesem Urlaub abfahren wollen. Mit 300 km Länge wäre das eigentlich eine Strecke für ein Wochenende. Viele Cabrio- und Motorradfahrer aus dem Süddeutschen machen das auch genau so, dass sie dafür nur mal eben ein Wochenende investieren.
Allerdings wollen wir natürlich nicht nur fahren, sondern so wie immer, auch Abstecher links und rechts der Strecke machen und einige Besichtigungen absolvieren.
Besonders freuen wir uns auf die vielen Alpenflüsse, die durch das Voralpenland in Richtung Donau fließen und die wir vor rund 30 Jahren in unserer Wildwasser-Kajak-Phase alle abgepaddelt sind: Ammer, Isar, Lech, Inn, Rißbach und Loisach, um nur einige zu nennen. All diese tollen Flüsse werden wir auf unserer Fahrt vom Bodensee zum Königssee kreuzen und dort bestimmt auch mal in die eine oder andere bekannte Schlucht bzw. Klamm schauen.
Wie schon gesagt, beginnt die Deutsche Alpenstraße also am Bodensee, genau gesagt in Lindau. Also fahren wir hier auch als erstes hin.
Die Zufahrt zur Lindau-Insel ist leider für Wohnmobile gesperrt, wie wir dann feststellen müssen. Also fahren wir zum P1, der „auf dem Festland“ liegt und von dem aus man doch relativ schnell die Insel erreicht. Denn es gibt einen Fußweg, der direkt zur Insel führt, so dass man nicht den Bogen der Straße laufen muss.
Die Übernachtung auf dem Parkplatz kostet für 24 Stunden 20 Euro. Allerdings kann man auch günstiger wegkommen, wenn man abends spät ankommt und nicht einfach mit einem 20er bezahlt, sondern vorher ausrechnet, wie lange man hier stehen wird. Dann könnte man für eine Übernachtung mit 12 bis 15 Euro hinkommen.
Wir überlegen gerade, wie lange wir für eine Lindau-Besichtigung brauchen, als ein abreisender Wohnmobilist an das Fenster klopft und uns seinen Parkschein übergibt, auf dem noch ein Guthaben für rund 6 Stunden vorhanden ist. Ja, das reicht dicke für unsere Besichtigung. Vielen herzlichen Dank.
Das Wetter ist nach heftigen Unwettern, die es hier gestern gab, immer noch nicht wirklich schön, aber es wird zunehmend besser. Wir haben einen Mix aus Sonne, Wolken und kurzen Regenschauern. Insgesamt aber für so eine Stadtbesichtigung durchaus akzeptabel.
Unter anderem tun wir auch direkt etwas für unser leibliches Wohl und kehren im Gasthof „Zur alten Post“ ein. Genau in dieser Zeit gibt es draußen einen dicken Regenschauer. Perfektes Timing also.
Wir gehen weiter durch die Fußgängerzone und zum Hafen. Über den See hinweg sehen wir schon ein Nebenziel für den morgigen Tag: Den Aussichtsberg des östlichen Bodensees, den Pfänder. Als wir vor sechs Jahren um den Bodensee gefahren waren, spielte das Wetter nicht mit und der Gipfel des Pfänder lag im Nebel. Hoffentlich wird es morgen klarer.
Jedenfalls ist der Pfänder so ein Ziel, dass nicht direkt an der Deutschen Alpenstraße liegt, sondern etwas abseits. Und genau das ist mit den Abstechern nach links und rechts gemeint. Wir hoffen, dass wir so einen schönen und abwechslungsreichen Urlaub verbringen werden. Immerhin haben wir zwei Wochen Zeit für diese Reise.
Zum Übernachten fahren wir dann wieder ein Stück zurück ins Allgäu. Im Ort Amtzell gibt es einen sehr schön angelegten Wohnmobilplatz, der ganz ruhig mitten in der Natur liegt. Die Straße dorthin wird irgendwann so schmal, dass sie nur noch einspurig ist. Man muss vorsichtig und vor allem vorausschauend fahren, dann kann man Gegenverkehr über einige Ausweichstellen passieren lassen.
Am Abend bekommen wir dann noch ein Gewitter, das über uns hinweg zieht. Allerdings ist es relativ harmlos; ganz normal quasi und nicht zu vergleichen mit den gestrigen Unwettern. In den Nachrichten wird nämlich berichtet, dass im Bereich Passau immer noch Katastrophenalarm gilt und etliche Häuser noch nicht wieder Strom haben.
2. Nacht
Amtzell-Büchel
Stellplatz Büchelwiesen
Tageskilometer: 280
Sonntag, 20.08.2017
Es gibt auf dem Stellplatz jeden Morgen um 9 Uhr einen Brötchenservice an der Infohütte. Ein Schild informiert darüber, dass das ausgerechnet morgen früh und nächste Woche Sonntag wegen Betriebsferien nicht gilt. Aber wir haben ja noch etwas Brot und müssen nicht verhungern.
In Lindau brauchen wir zwei Anläufe, um die richtige Abzweigung über die Bundesstraße nach Österreich zu finden. Irgendwie sollen die Leute wohl lieber die Autobahn nehmen und nicht durch die Stadt fahren.
Die Abzweigung zum Pfänder finden wir dagegen direkt. Eigentlich hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass die Straße ausgeschildert sein würde. Und wenn ja, hatte ich schon mit einem Durchfahrtverbot für Wohnmobile gerechnet. Aber falsch geraten. Wir finden den Weg legal und ganz leicht.
Allerdings ist das hier wieder eine einspurige Straße und man muss bei Gegenverkehr die Ausweichstellen nutzen. Also sicherlich keine Strecke für Riesenmobile oder für schwache Nerven. Denn im Gegensatz zu der gestrigen einspurigen Strecke ist es hier auch noch steil und teilweise geht es auch direkt neben der Fahrbahn steil den Hang hinunter.
Der große Parkplatz ist so früh an diesem Sonntag nur schwach belegt und nachdem wir das Parkticket gezogen haben, spazieren wir zu dem Funkmast, der einerseits eine gute Orientierung bietet und andererseits auch den höchsten Aussichtspunkt markiert.
Der Blick über den Bodensee ist wirklich komplett. Man sieht bis Konstanz bzw. sogar noch darüber hinaus. Im Süden sind die Appenzeller Berge leider noch überwiegend in den Wolken. Aber nach Norden raus ins Alpenvorland reicht der Blick richtig weit.
Für die Fahrt bergrunter nehmen wir eine andere Strecke als die, die wir hochgefahren sind. Hier wird die Straße aber noch schmaler und der Verkehr ist dichter. Aber wir kommen gut hinunter.
Dann geht es auf die Route der Deutschen Alpenstraße und wir fahren hoch nach Scheidegg im Allgäu. Die Serpentinenstrecke ist eine Rennstrecke. Viele Motorräder und getunte Pkw sind hier unterwegs.
Aber riskant fahren eigentlich nur die Einheimischen. Da wird auf Teufel komm raus auch in Kurven und bei Gegenverkehr überholt. Jede Menge potentielle Organspender halt. Oder nach dem Motto: Aus zwei Motorradfahrern mach einen.
Dagegen sind die auswärtigen Fahrer mit ihren beladenen Motorrädern überwiegend gemächlich unterwegs.
Als langsames Wohnmobil sind wir trotzdem gut zu überholen, da die dafür benötigte Strecke doch recht kurz ist. Außerdem fahren wir immer wieder an Bushaltestellen und ähnlichen Fahrbahnverbreiterungen rechts ran, um schnellere Fahrzeuge vorbeifahren zu lassen.
In Immenstadt am großen Alpsee gab es heute den Allgäu-Triathlon und es herrscht totales Verkehrschaos. Außerdem findet sich unter diesen Umständen kein Parkplatz für ein Wohnmobil, so dass wir uns einfach nur durchstauen.
Über Sonthofen geht es nach Bad Hindelang, wo wir uns kurz den Wohnmobilstellplatz anschauen. Aber diese Machart sagt uns nicht zu.
Wir fahren also weiter über den Oberjochpass. An der Aussichtskanzel gibt es einen Parkplatz für uns und wir schauen uns die hinter uns liegenden Kehren von oben an. Wirklich eine schöne kurvenreiche Strecke.
Wir fahren noch bis Nesselwang, wo es einen großen Stellplatz an der Alpspitzbahn gibt. Der Parkplatz ist fast komplett gefüllt, aber wir finden noch eine freie Stellfläche in der Mitte.
Später machen wir noch einen Spaziergang durch Nesselwang und schauen schon mal, wo wir morgen die Brötchen holen können.
3. Nacht
Nesselwang
Stellplatz Alpspitz-Seilbahn
Tageskilometer: 154
Montag, 21.08.2017
Durch Pfronten fahren wir einfach nur durch, bzw. wir werden über die Umgehungsstraße geführt und können so gar nicht erkennen, ob sich ein Besuch des Ortes lohnen würde.
Durch Füssen fahren wir zwar durch, aber in Zentrumsnähe gibt es keine Womo-Parkplätze. Also folgen wir lieber der Beschilderung zu den Königsschlössern. Der Trubel an den hiesigen Parkplätzen wirkt auf uns sehr abschreckend und wir machen nur ein paar Fotos von Neuschwanstein im Vorbeifahren.
An der Tegelbergbahn halten wir dann schließlich an. Tina fährt ja sowieso keine Seilbahnen, also gibt es nur eine kurze Runde unten an der Station. Die Gleitschirm- und Drachenflieger nutzen die Seilbahn intensiv und landen unten neben den Parkplätzen auf der Wiese. Schön zuzuschauen.
Geboten werden auch Tandemflüge. Aber auch das ist nicht das richtige für uns. Die vielen Kinder dagegen haben Spaß an der Sommerrodelbahn.
Nach kurzer Zeit fahren wir weiter. Als nächstes liegt die Wieskirche an der Strecke. Im Gegensatz zu den anderen Sehenswürdigkeiten des heutigen Vormittags geht es an „der Wies“ ziemlich ruhig zu. Klar, auch hier gibt es ein paar Reisebusse mit Ostasiaten, aber insgesamt verläuft sich das hier.
Ist das Rokoko eine Steigerung des Barock? Fast scheint es so. Die Wieskirche wurde von Anfang an als reine Wallfahrtskirche geplant und auf der grünen Wiese erbaut. Insofern wurde von Anfang an alles so konzipiert, dass es einfach nur pompös aussieht. Die Details der Stuckarbeiten mit den Blattvergoldungen sind unglaublich aufwändig.
Im Zentrum des Altars steht die Figur „des gepeinigten Jesu“, der einst für das Wunder verantwortlich war, das zu der Wallfahrt führte.
Von der Wieskirche aus nähern wir uns dem Lauf der Ammer. Auf diesem Fluss hatten wir vor 30 Jahren mit einem Kajakkurs begonnen. Wir wollen daher ein paar Erinnerungen auffrischen und verlassen dafür kurzfristig die Deutsche Alpenstraße. Es geht bis Peißenberg, dem damaligen Ausgangsort unserer Aktivitäten.
Im Grunde ist es jedoch enttäuschend. Alles hat sich sehr verändert und wir kommen mit dem großen Wohnmobil gar nicht mehr an die entscheidenden Stellen heran. Also fahren wir wieder zurück zur Alpenstraße.
Als nächstes kommen wir nach Oberammergau. Da in diesem Jahr keine Passionsfestspiele stattfinden, trauen wir uns in die Stadt. Tatsächlich finden wir einen Parkplatz recht zentrumsnah. Wir bummeln durch die Straßen, die alle recht voll sind.
Mittlerweile gibt es hier auch mehrere Käthe-Wohlfahrt-Weihnachtsläden. Wir sind echt baff. Sind die jetzt überall, wo es Touristen gibt? Verrückt! Ansonsten gibt es natürlich die üblichen Outdoor-Sportläden, und viele Handwerker mit Holzschnitzarbeiten.
Ein Ziel haben wir jetzt noch: Wir wollen auch mal am Kloster Ettal anhalten, wo wir bisher immer nur durchgefahren sind. Wieder bekommen wir einen Parkplatz und drehen eine Runde. Allerdings ist es mittlerweile doch recht spät geworden und sogar der Kloster-Shop hat schon geschlossen.Jetzt wollen wir nur noch auf einen Stellplatz, wo wir übernachten können. Die letzten Male waren wir in dieser Region immer auf dem Stellplatz am Wank in Garmisch-Partenkirchen. Diesmal ziehen wir durch bis ins Zugspitzdorf Grainau, wo wir auf dem ehemaligen Campingplatzgelände einchecken.
Hier war ich schon vor fast fünfzig Jahren als Kind mit meinen Eltern. Wie sich das hier alles verändert hat. Zuletzt waren wir auch während der Kajakphase hier unten, um auf der Loisach zu paddeln. Damals war der Platz in einem sehr erbärmlichen und heruntergekommenen Zustand. Jetzt scheint es wieder aufwärtszugehen. Der Platz ist brechend voll und trotzdem ist die Rezeption gut organisiert und das Leben auf dem Platz läuft ruhig und sicher ab. Das Sanitärgebäude ist immer noch dasselbe wir vor Jahren, aber jetzt funktioniert wieder alles und trotz der vielen Menschen hier ist alles sauber.
4. Nacht
Grainau
Stellplatz Zugspitzcamping
Tageskilometer: 151
Dienstag, 22.08.2017
Heute wird gewandert! Aber nur ich allein, während Tina es vorzieht, sich einen schönen Tag im Grainauer Hallen- und Freibad zu machen.
Wir stehen relativ früh auf, so wie es sich für richtige Wanderer gehört. Nach dem Frühstück fahren wir auf den Parkplatz des Schwimmbades. Gegenüber fahren die Busse der Linie Eibsee - Garmisch ab. Der Plan ist, dass ich mit dem nächsten dieser nur stündlich fahrenden Busse in den Ortsteil Hammersbach fahre, von wo der beste Aufstieg zur Höllentalklamm losgeht.
Leider ist der Bus aber praktisch gerade weg und ich beschließe schon mal ein Stückchen entlang der Busstrecke zu gehen. Dabei stelle ich fest, dass es auch von Grainau aus einen Aufstieg zur Klamm gibt.
Also muss ich jetzt gar nicht nach Hammersbach, sondern beginne den Aufstieg direkt hier in Grainau. Dieser Weg ist zwar etwas länger als der Aufstieg von Hammersbach aus, aber das finde ich immer noch besser, als zuerst noch auf den Bus warten zu müssen.
Da dies hier der ungewöhnliche Aufstieg ist, bin ich fast allein im Wald, wo es steil bergauf geht. Erst kurz vor dem Eingang der Klamm, stößt der Weg von Hammersbach dazu und es wird deutlich voller.
Dank meiner Grainau-Card, die wir auf dem Campingplatz bekommen haben, muss ich der Klamm nur den halben Eintritt zahlen - zwei statt vier Euro.
Hinter dem Eingang ziehe ich mir meine Regenjacke über. Meine letzte Tour durch diese Klamm ist zwar schon rund vierzig Jahre her - damals musste ich mit meinen Eltern hier hinauf und wäre nie auf die Idee gekommen so etwas mal freiwillig zu machen - trotzdem erinnere ich mich noch an die vielen Wasserfälle und daran, dass man ohne Regenschutz klatschnass wird.
In der Klamm ist nach den starken Regenfällen der letzten Tage schön viel Wasser und es rauscht ganz ordentlich.
Der Weg führt sehr steil bergauf. Er ist schmal, verläuft über Stege und Brücken und ganz oft auch in Tunneln.
Am Ende der Klamm hört die Steigung aber noch nicht auf. Ganz im Gegenteil, jetzt wird es nochmal so richtig steil. Als endlich die Wegkreuzung an der Höllentalangerhütte in Sicht kommt, bin ich wie alle anderen Wanderer sehr erleichtert.
Die DAV-Hütte hat nichts mehr mit der Hütte von vor vierzig Jahren zu tun, sondern ist komplett renoviert bzw. eigentlich wohl eher komplett neu gebaut worden. Auf der Sonnenterrasse sind alle Tische besetzt. Allerdings kann ich mich als Einzelwanderer locker mit an einen Tisch dazu setzten. Das hat auch den Vorteil, dass man sofort mit den anderen Leuten hier ins Gespräch kommt.
Manche hier wollen noch bis auf die Zugspitze. Dieser Weg ist nur für Kletterer mit entsprechender Ausrüstung und Erfahrung. Andere wollen noch über das Hupfleitenjoch zum Kreuzeck. Das ist der Weg, den ich vor vierzig Jahren mit meinen Eltern zurücklegen musste. Natürlich wäre das jetzt folgende Wegstück auch sehr reizvoll. Vor vierzig Jahren gefiel mir dieses Stück sogar richtig gut.
Allerdings traue ich mir die folgende Steigung heute nicht mehr zu. Der bisherige Anstieg hat schon etliche Körner gekostet und ich ziehe es vor, wie die meisten anderen Wanderer auch, wieder ins Tal zurückzugehen.
Das Bergabgehen ist auch ganz schön anstrengend, da man mit jedem Schritt sein Gewicht abfangen und abbremsen muss. Die vielen Felsen und Stufen machen die Sache auch nicht leichter.
Hinter der Klamm-Eingangshütte, wo ich nochmal mein Ticket vorzeigen muss, entschließe ich mich jetzt aber für den kürzeren Weg hinunter nach Hammersbach und nicht für den gleichen Rückweg nach Grainau.
Ich bin etwas überrascht, wie lang der Weg trotzdem noch ist. Doch ich komme genau unten an der Bushaltestelle für meinen Bus nach Grainau raus. Leider ist der aber gerade seit 5 Minuten weg. Und die Busse fahren eben nur einmal pro Stunde.
Anstatt nun auf den nächsten Bus zu warten, gehe ich also wieder zu Fuß, diesmal in die andere Richtung. Das Wohnmobil am Schwimmbad erreiche ich lange bevor der Bus in Hammerbach abfährt.
Tina ist immer noch im Schwimmbad und ich packe auch noch meine Schwimmsachen. Allerdings nicht mehr zum Schwimmen. Stattdessen stelle ich mir nur irgend so ein Blubberbecken vor, in das ich mich hineinlegen möchte. Und natürlich ausgiebig Duschen steht auf dem Plan. Leider ist das Grainauer Bad kein wirkliches Spaßbad und ausgerechnet das einzige Becken, dass für mich interessant gewesen wäre, ein Solebecken, ist aktuell gesperrt.
Nach dem Schwimmen wollen wir für heute wirklich nicht mehr weit fahren. Und tatsächlich, auf dem Grainauer Stellplatz finden wir auch heute wieder einen freien Platz, wo wir uns also für eine zweite Nacht einchecken.
5. Nacht
Grainau
Stellplatz Zugspitzcamping
Tageskilometer: 10
Mittwoch, 23.08.2017
Nach dem Frühstück parken wir Emil nur kurz um, nämlich auf die andere Straßenseite auf den Aldi-Parkplatz. Dort wollen wir gleich noch ein paar Lebensmittel einkaufen.
Aber vorher lassen wir Emil noch ein wenig allein dort stehen. Wir nehmen in der Zwischenzeit den Linienbus zum Eibsee. Die Fahrkarte ist in unserer Gästekarte enthalten. So wie Hamburg seine Hamburg-Card hat, so hat Grainau seine Grainau-Card. Der Unterschied ist nur, dass die Grainau-Card für die Übernachtungsgäste in Grainau kostenlos ist.
Wir stehen früh an der Bushaltestelle, die sich direkt neben dem Campingplatz befindet. Aber schon zu diesem Zeitpunkt warten bereits viele andere Urlaubsgäste auf den Bus. Und es werden immer mehr. Als der Bus am Ende kommt, können zwar alle noch mit, aber wir stehen und sitzen wie die Ölsardinen.
Eine gewisse Erleichterung bringt die Haltestelle Hammersbach, als einige Leute aussteigen, die offensichtlich in die Höllentalklamm wollen. Aber noch mehr steigen in den Bus ein, die mit zum Eibsee wollen.
An den weiteren Haltestellen hält der Bus zwar kurz an, aber solange niemand aussteigt, verweigert der Busfahrer die Mitnahme weiterer Passagiere. Man kann sich sicherlich gut vorstellen, dass diese Maßnahme bei den Urlaubern nicht sonderlich gut ankommt.
Am Eibsee füllen sich auch schon die Pkw-Parkplätze und sehr viele Menschen machen sich auf den Weg, um den See bei dem schönen Wetter zu genießen. Wir hatten überlegt, vielleicht eine Seerundfahrt zu machen, da die Mitfahrt in dem kleinen Motorboot einmal pro Urlaub im Gesamtpaket der Grainau-Card enthalten ist.
Doch leider waren wir zu langsam. Die anderen Urlaubermassen aus dem Bus hatten wohl die gleiche Idee und bildeten vor dem Schiffsanleger die nächste Warteschlange. Als die Tür zum Schiff geöffnet wird, können wiederum nicht alle mit. So auch wir.
Also planen wir schnell um. Nebenan haben die Cafes und Restaurants inzwischen geöffnet aber die Terrassen sind noch weitestgehend frei. Wir finden einen schönen Tisch mit Blick über den See. Als ich mir den Apfelstrudel mit Vanilleeis bestelle, komme ich mir wegen der frühen Uhrzeit etwas komisch vor. Aber das wird besser, als ich mitbekommen, dass viele andere Urlauber um diese Uhrzeit auch schon so richtig deftige Mittagsessen bestellen.Als wir uns wieder auf den Rückweg zum Bus machen, steht dieser schon abfahrtbereit. Wir laufen ein paar Meter, damit er nicht ohne uns losfährt. Die Rückfahrt ist wesentlich angenehmer als die Hinfahrt, da der Bus jetzt nur zu einem kleinen Teil besetzt ist.
Zurück bei Emil geht Tina kurz einkaufen, dann fahren wir weiter. Zunächst geht es nach Garmisch, wo wir wieder auf die Deutsche Alpenstraße einbiegen, die wir für Grainau vorrübergehend verlassen hatten.
Danach lassen wir Mittenwald rechts liegen und fahren weiter Richtung Walchensee / Kochelsee. Am Walchensee bemerken wir einen kleinen Parkplatz direkt am See, wo ein ausreichend großer Platz für uns frei ist. Hier machen wir eine kleine Kaffeepause, während wir den Wasserfahrzeugen auf dem See zuschauen.
Die Bergstraße zwischen Walchensee und Kochelsee ist wohl ein Eldorado für die Motorradfahrer. Allerdings gibt es eine durchgezogene Linie in der Mitte, teilweise sogar mit kleinen Leitpfosten auf der Linie, so dass Überholen kaum möglich ist.
Die Campingplätze an den beiden Seen liegen eigentlich ganz schön. Aber sie sind auch ziemlich voll und uns ist es noch zu früh, um die heutige Fahrt zu beenden.
In Bad Tölz steuern wir den Wohnmobilstellplatz an, holen aber erst man nur ein Parkticket für anderthalb Stunden, in denen wir durch die Tölzer Altstadt schlendern. Das bunte Leben spielt sich vor allem auf der Marktstraße ab, die beidseitig mit schönen Häusern bebaut ist, die wiederum mit schönen Lüftlmalereien verziert sind. Der Gesamteindruck wird dadurch verstärkt, dass die Straße von der Isar weg ständig leicht ansteigt.
Zum Wohnmobilplatz geht es dann an der Isar entlang über die Isarpromenade. Hier gibt es eine lange Liegewiese und viele bequeme Bademöglichkeiten an den Kiesbänken. Vor allem die Kinder spielen hier im Wasser. Für die Erwachsenen ist das Wasser der Isar einfach zu kalt, wie ich selber etwas später feststellen muss.
Um fünf Uhr beschließen wir dann, für heute nicht mehr weiterzufahren. Es gibt auf den nächsten Kilometern keine anderen Stell- oder Campingplätze, so dass eine Weiterfahrt leicht in Stress ausarten könnte. Und das jetzt folgende Stück der Alpenstraße, mit einem Abstecher an den Sylvensteinspeicher mit dem Rißbach, ist etwas, das wir gerne genießen möchten.6. Nacht
Bad Tölz
Stellplatz Isarpromenade
Tageskilometer: 71
Donnerstag, 24.08.2017
Von Bad Tölz aus brechen wir auf in südlicher Richtung. Für den Ort Lenggries verlassen wir die Bundesstraße und fahren direkt durch den Ort. Im Prinzip sieht es hier aus wie in Grainau. Wir wundern uns aber, dass dieser schöne Ort keinen Campingplatz und keinen Wohnmobil-Stellplatz bietet.
Als nächstes erreichen wir die Staumauer des Sylvenstein-Stausees, fahren daran aber erst einmal vorbei und direkt weiter die Isar aufwärts nach Vorderriß und dann weiter ins Rißbachtal, womit wir die Deutsche Alpenstraße kurzfristig verlassen. Hinter der österreichischen Grenze erreichen wir das Teilstück, auf dem wir früher mit Freuden in unseren Wildwasserkajaks gefahren waren.
Doch hier hat sich alles sehr verändert. Vor allem sind heute gar keine Kajakfahrer unterwegs. Die bekannteste Schlüsselstelle des Rißbachs finden wir aber trotzdem wieder. Die sogenannten „Schrägen Rippen“ sind Felsriegel, die sich diagonal im Flussbett befinden und durch diesen ungewöhnlichen Winkel schwierig zu überwinden sind.
Eine alte Holzbrücke, bei der es früher den Pegel gab, existiert nicht mehr. Doch dafür finden wir die damalige Ausstiegsstelle wieder. Hier sind es Felsriegel, die wie Parktaschen wirken, in die man mit den Kajaks nur hineinfahren muss. Blöd war nur, wenn man diese Parktaschen nicht traf, denn es folgt eine gefährliche Klamm mit einem beeindruckenden Wasserfall, die damals unsere Fähigkeiten deutlich überschritt.
Einer unserer Vereinskameraden wollte es trotzdem einmal versuchen, kenterte sofort, konnte aber schnell wieder an Land geholt werden. Für die Bergung seines Kajaks brauchten wir damals mehrere Stunden.
Nach dieser Erinnerungsauffrischung fahren wir wieder zurück zur Deutschen Alpenstraße. Auf der Staumauer mit ihrer guten Panoramaaussicht machen wir eine Kaffeepause. Dabei wundern wir uns, dass hier ein total überladener Holztransporter nach dem anderen an uns vorbeifährt. Anscheinend wird das hier von der Polizei nicht kontrolliert.
Im weiteren Verlauf wird sich die Deutsche Alpenstraßen ganz kurz einmal selber untreu. Und zwar ist die Strecke ja so angelegt, dass man immer auf der deutschen Seite der Grenze fährt und dabei den Bergen so nah wie möglich bleibt. An einigen Stellen bisher führte die wirklich nahe Strecke aber auch über die österreichische Seite, so dass wir eben auch ganz schöne Umwege nach Norden, weg von den Bergen machen mussten. Wie zum Beispiel gestern erst noch nach Bad Tölz.
Doch heute führt die Strecke tatsächlich ganz kurz, nur einen Kilometer oder so, durch Österreich. Nämlich unten an der Kreuzung, wo es südlich zum Achensee geht und wir aber nördlich zum Tegernsee abbiegen.
Jedenfalls fahren wir durch Rottach-Egern und den Ort Tegernsee mit Ausnahme eines Tankstopps einfach nur durch. Es gibt nämlich keine passenden Parkplätze für Wohnmobile. Die Orte sind hier auf andere Kundschaft eingestellt, die vermutlich auch mehr Geld in den Geschäften lässt als die Wohnmobilisten.
Nicht schlimm, denken wir uns und fahren weiter in die nächste Schleife wieder nach Süden zurück am Schliersee entlang. Hier gibt es im Prinzip zwar auch Parkplätze, die für uns passend wären, aber irgendwie nicht genug.
Kurz hinter Schliersee folgen wir dann der Abzweigung zum Spitzingsee, verlassen also mal wieder die Deutsche Alpenstraße, und finden so einen Ort, von dem wir bisher noch nicht einmal bewusst etwas gehört hatten. Dabei ist es wirklich phantastisch hier. Direkt am Seeufer gibt es einen großen Parkplatz, der gleichzeitig als Wohnmobilstellplatz dient.
Eigentlich wollten wir ja nur eine Pause machen, um diesen schönen sonnigen Tag nicht nur mit Fahren zu verbringen. Doch Tina ist sich sofort sicher, dass wir hier auch übernachten werden. Und so nehmen wir auch direkt ein Übernachtungsticket und suchen uns einen schönen Platz.
Das Seewasser ist nicht besonders warm, aber trotzdem sind viele Menschen hier am Baden. Ich probiere es später auch aus und stelle fest, dass das Seewasser zwar deutlich wärmer ist als das Wasser der Isar, dass es aber trotzdem noch weit entfernt ist, von gemütlichen Badetemperaturen.
Bei einem Spaziergang rund um den kleinen See, eine Strecke von rund 3,2 Kilometern wie uns ein Schild informiert, lesen wir außerdem, dass das Seewasser eine Temperatur von 17 Grad haben soll.
Nach dem Abendessen verziehen wir uns ins Wohnmobil und stellen dann überrascht fest, dass das nicht zu früh passiert ist. Denn südwestlich von uns hören wir schon die ganze Zeit das Donnergrollen eines sich nähernden Gewitters, und die Wolken wurden auch immer dichter und dunkler. Dann bricht das Gewitter los. Es blitzt, donnert und stürmt mit Regen und Hagel.
Im Regenradar schauen wir uns online die Wettersituation an. Wir sehen eine sehr große Gewitterzelle, die vom Bodensee bis zu uns herüberreicht und genau in unsere Richtung zieht. Im Radio ist bereits von dem Gewitter die Rede, aber Meldungen über irgendwelche Schäden wie letzte Woche bleiben bislang aus. Hoffen wir mal, dass es so bleibt.
7. Nacht
Spitzingsee
Stellplatz an der Taubenstein-Kabinenbahn
Tageskilometer: 130
Freitag, 25.08.2017
Nach der ersten Sturmfront verwandelte sich das Gewitter in einen normalen Regenschauer, nur dass er etwas länger dauerte. Doch als wir heute aufstehen, ist der Spuk vorbei und wir haben strahlend blauen Himmel.
Für die Frühstücksbrötchen muss ich bis in den Ort Spitzingsee gehen. Aber immerhin bekomme ich hier frische Brötchen, was ja keineswegs selbstverständlich ist in so kleinen Orten.
Während Tina nach dem Frühstück im Wohnmobil bleibt, einige Sachen aufräumt und sich danach zum gemütlichen Lesen mit Seeblick niederlässt, ziehe ich die Wanderschuhe an und gehe zur Taubenstein-Seilbahn. Es handelt sich um eine Kabinen-Seilbahn mit vielen viersitzigen Kabinen.
Ich bekomme eine Gondel für mich allein, so dass ich in alle Richtungen Fotos machen kann. Die Fahrt dauert einige Minuten, dann wird man auf der Bergstation wieder ausgespukt.
Hier oben ist es noch relativ ruhig. Also gehe ich direkt weiter zum Taubenstein. Der Aussichtsgipfel liegt nur 90 m höher als die Bergstation, also ganz einfach, wie es scheint. Doch die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel haben es nochmal in sich. Es muss geklettert werden und an der steilsten Stelle gibt es sogar eine Seilsicherung, die ich auch dankbar benutze.
Ganz oben ist die Rundumsicht dann regelrecht atemberaubend. Unten hing ein Schild, dass Schwindelfreiheit eine Voraussetzung für den Aufstieg ist. Das ist wirklich nicht übertrieben. Die Fläche rund um das Gipfelkreuz ist ziemlich klein und daneben geht es weit, weit nach unten.
Im Süden und Westen sind richtig hohe Berge zu erkennen. Für mich sticht die Zugspitze im Westen deutlich hervor. Man schau so richtig schön in den Höllentalferner hinein, was mich nach meiner Tour in die Höllentalklamm besonders freut.
Insgesamt halte ich mich nicht besonders lange hier oben auf, sondern breche schnell wieder auf, denn schließlich wartet Tina ja unten auf mich, um weiterzufahren.
Nach meiner Rückkehr machen wir Emil schnell startklar, erledigen die Entsorgung und fahren zurück auf die Alpenstraße. Hinter Bayrischzell folgen mit der Sudelfeld-Passstraße und dem Tatzelwurm zwei weitere verkehrstouristische Highlights.
Die Sudelfeldstraße ist steil, sehr kurvig und Reisebus tauglich ausgebaut. Damit ist sie ideal für Motorradfahrer, die hier anscheinend in Massen verunglücken, so dass die Fahrt für die Motorradfahrer durch künstliche Querrillen auf der Fahrbahn unbequemer gemacht wurde.
Nach der Abbiegung zum Tatzelwurm ist es vorbei mit der Reisebustauglichkeit. Die Straße ist so schmal, dass man schon recht vorausschauend fahren muss, um rechtzeitig die wenigen Ausweichmöglichkeiten nutzen zu können.
Schließlich landen wir in Oberaudorf im Inntal. Ein Stück folgen wir der Deutschen Alpenstraße jetzt noch, dann müssen wir sie schon wieder verlassen. Zunächst geht es nach Kolbermoor, südwestlich von Rosenheim, wo wir beim örtlichen Campinghändler eine Gasflasche tauschen und Kleinteile einkaufen.
Wir befinden uns jetzt in unserer langjährigen Urlaubsregion und steuern auf der anderen Seite von Rosenheim den Campingplatz Stein am Simssee an, wo wir etliche Jahre lang unsere Urlaube mit den Kindern verbracht haben.
Schön ist, dass man uns in der Rezeption immer noch erkennt. Obwohl wir in der Hauptsaison sind, bekommen wir noch einen schönen Platz, wo wir uns direkt für das ganze Wochenende einchecken. Es ist nämlich schönes Wetter angesagt und viele Menschen aus der Umgebung werden das Wochenende ebenfalls für Kurzausflüge nutzen. Diesen Menschenmassen wollen wir ausweichen und es uns einfach mal ein paar Tage nur gut gehen lassen. Ab Montag können wir ja dann unsere Fahrt fortsetzen.8. Nacht
Bad Endorf
Camping Stein / Simssee
Tageskilometer: 91
Samstag, 26.08.2017
Heute ist also der erste volle Tag am Simssee, ohne dass wir mit Emil weiterziehen. Also die Stühle raus und den Grill aufgebaut, die Markise ausgefahren, viel gelesen und reichlich gechillt.
Ich mache heute außerdem noch eine Wanderung um den Simssee, eine Strecke von 15 oder 16 Kilometern. Vor Jahren bin ich die Strecke immer gejoggt, doch heute bin ich froh, dass ich gemütlich um den See herum marschieren kann.
Dabei gibt es wie immer einiges zu sehen auf dieser Seerunde. Am nördlichen Ufer blickt man immer über das Wasser mit den Gebirgszügen im Hintergrund. Verwunderlich finde ich außerdem, wie viele bebaute Seegrundstücke es hier gibt. Das müssen alles sehr alte Häuser sein, denn heute würde man dies so nicht mehr genehmigt bekommen.
Am südwestlichen Ende des Sees befindet sich der Ablauf und es gibt ein großes Sumpf- und Moorgebiet, das natürlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Im Schilfgürtel brüten viele seltene Vogelarten, so dass man den Fußweg in diesem Bereich nicht verlassen darf.
Daneben gibt es insgesamt drei Strandbäder, die allesamt öffentlich sind und kostenlos sind. Nur diejenigen, die mit Pkw anfahren, müssen Parkgebühren entrichten.
Am südlichen Ufer geht es dann wieder zurück in Richtung Campingplatz, der in der nordöstlichen Ecke des Sees liegt.
Das letzte Viertel des Weges geht der Weg dann durch den Wald am Ufer und dabei rauf und runter. Durch die hiesigen Waldbauern werden bestimmte Wege angelegt und erhalten. Dabei wird vor allem Bauschutt auf die Wege geschüttet, so dass sich die Bruchstücke in den weichen Boden drücken und nach und nach einen festen Untergrund bilden, der mit den schweren Maschinen befahren werden kann.
Allerdings haben wie Waldbauern kein Interesse daran, einen Wanderweg zu erhalten und auch die Gemeinde hat hier keinen Einfluss, so dass der Weg, den ich vor 10 Jahren noch joggen konnte, heute über weite Teile kaum noch passierbar ist. Aber wenn man das erste Mal bis zum Knöchel im Matsch eingesunken ist, dann stören auch folgenden Stellen nicht mehr wirklich.
In der Campingrezeption bringe ich das Thema mal vor, da ich schon enttäuscht bin, dass der alte Weg nicht mehr vorhanden ist. Natürlich bin ich nicht der erste, der das anmerkt. Die Gemeinde hat den offiziellen Rundweg mittlerweile weit ins Hinterland, weg vom Seeufer gelegt. Die Lobby der örtlichen Waldbauern ist da wohl zu mächtig. Außerdem versuchen immer mehr Leute, die Runde mit E-Mountainbikes zu fahren. Und den Weg als Radweg auszubauen und nicht nur für Fußgänger ist schon ein erheblicher Aufwand. Schade diese Entwicklung.
Den ganzen Tag haben wir schönes Sonnenwetter und als ich wieder auf dem Campingplatz bin, gibt es eine Erfrischung im See. Sogar Tina ist es so warm, dass sie zu einer Runde Schwimmen zu überreden ist.
9. Nacht
Bad Endorf
Camping Stein / Simssee
Tageskilometer: 0
Sonntag, 27.08.2017
In der Nacht haben wir mit einem ganzen Mückenschwarm im Wohnmobil zu kämpfen. Gestern Abend hatte ich noch mehrere Mücken erfolgreich erlegt, doch trotzdem nicht alle erwischt.
Am Morgen bei Tageslicht finde ich direkt nach dem Aufstehen sechs weitere Mücken, die alle blutige Spuren hinterlassen als ich sie erledige. Und das waren ja nur die Mücken, die offensichtlich auf glatten Flächen saßen und gut zu sehen waren. Wer weiß, wie viele Mücken es gerade noch im Fahrzeug gibt, die ich bisher noch nicht gefunden habe. Aber wie auch immer, es bleibt uns ein Rätsel, wie es so viele Mücken bis ins Mobil schaffen konnten, da wir immer darauf achten die Mückengitter für die Fenster und die Türe zu ziehen.
Für heute gibt es praktisch kein festes Programm. Wir gehen uns mal im See erfrischen und lassen unsere Küche heute kalt. Im Gasthof von Hirnsberg auf dem Hügel direkt oberhalb des Campingplatzes lassen wir es uns heute einmal gut gehen.
Dabei werden wir durch eine Schautafel informiert, dass Hirnsberg im letzten Jahr den Preis „Schönstes Dorf Deutschlands“ gewonnen hatte. Und wie es sich für so ein besonderes Dorf gehört, ist auch erstmals die Türe der Kirche geöffnet, so dass Tina zur Besichtigung schreiten kann.
10. Nacht
Bad Endorf
Camping Stein / Simssee
Tageskilometer: 0
Montag, 28.08.2017
Das Mückendrama ging auch heute Nacht weiter. Anscheinend befindet sich unsere Parzelle genau in irgendeinem Mückenhotspot. Wir rätseln, woher diese vielen Viecher kommen und wie sie es immer wieder schaffen, bis ins Mobil vorzudringen.
Jedenfalls müssen wieder einige von diesen Plagegeistern dran glauben. Aber auch wir erleiden Verluste in Form von juckenden Stichen.
Zunächst fahren wir nach Bad Endorf, weil wir nach den drei stationären Tagen ohne Einkaufsmöglichkeit dringend unsere Vorräte auffüllen müssen.
Während Tina die Lebensmittel kauft, nutze ich die Zeit, um nebenan bei Bavaria-Boote reinzuschauen. Der Laden hat sich sehr gewandelt. Früher gab es hier vor allem Kajakzubehör. Mittlerweile stehen wohl doch die Segler auf den umliegenden Seen im Mittelpunkt.
Danach fahren wir nach Frasdorf, wo wir wieder auf die Deutsche Alpenstraße stoßen. Nach Frasdorf selber fahren wir aber nicht rein, weil dort alles verstopft ist, denn auf der A8 ist mal wieder Mega-Stau und alle wollen selbigen über die Landstraßen umfahren.
Also direkt weiter nach Bernau. Und auch hier ohne Zwischenstopp weiter in Richtung Reit im Winkel. Hier könnten wir eigentlich mal wieder einen Stadtbummel machen, aber Tina hat keine Lust, so dass wir durchfahren.
Auf halber Strecke nach Ruhpolding geraten wir in ein heftiges Gewitter. Zuerst haben wir die Befürchtung, dass gleich mal wieder ein paar Bäume umstürzen und auf uns landen. Dann erreichen wir die sogenannte Chiemgau-Arena, wo der Wald zurückweicht und wir uns frei auf einen großen Parkplatz stellen können.
Dort werden wir dann aber von dicken Hagelkörnern bombardiert. Kaum zu glauben, wie das auf dem Dach hämmert, wenn die Brocken auftreffen. Theoretisch sollte unser Euramobil-Dach diesen Beschuss aber abkönnen, ohne dass Hagelschäden entstehen. Allerdings bin ich mir bei den Dachfenstern und -luken da nicht so sicher.
Aber alles hält und wir fahren im anschließenden Regen weiter. Das ist übrigens echt schade, weil nun mal wieder eine wirklich tolle Strecke folgt, die durch den Regen ziemlich leidet.
Wir kommen an einem Restaurant vorbei, dass Tina aus der Fernsehserie „Rosins Restaurants“ kennt. Ich habe das nicht so richtig bemerkt und so fahren wir halt weiter. So wie wir überhaupt immer weiterfahren, weil wir nicht so richtig wissen, was wir bei dem Regen machen sollen.
In Berchtesgaden fahren wir zum Salzbergwerk. Irgendwie doch eine gute Idee unter Tage zu gehen, wenn es oberirdisch wie verrückt regnet. Das haben sich die anderen Touristen hier wohl auch gedacht. Eine Anzeigetafel weist darauf hin, dass der nächste freie Platz in einer Führung erst in über zwei Stunden frei ist.
Da Tina aber auch mal die Dokumentation auf dem Obersalzberg sehen wollte, fahren wir halt dort hinauf. Völlig verdrängt hatten wir die Erinnerung an die Steilheit dieser Straße. Es geht hier so steil rauf, dass man Angst haben muss, im Falle eines Zwangsstopps nicht mehr anfahren zu können.
Hier oben auf dem Berg ist dann aber viel mehr Platz als unten am Salzbergwerk. Wir finden einen ausreichend großen Parkplatz für unseren Emil und gehen zur Ausstellung über die Geschichte des Obersalzberges.
Insgesamt ist es ja ganz interessant, aber im Grunde muss man sagen, dass hier nicht wirklich große Geschichte geschrieben wurde. Hier war halt das Privathaus des „Herrn Wolf“ und viele internationale Staatsgäste kamen hierher. Aber viel mehr und vor allem die Wichtigeren kamen halt nach Berlin.
Auch der Rest der Ausstellung haut mich nicht vom Hocker. Das hat man alles schon mal irgend woanders gesehen. So finde ich die ergänzenden Themen neben der Obersalzberg-Geschichte eher willkürlich ausgewählt. Mir würden da auf Anhieb auch noch ein paar Themen einfallen, die man dort mit aufnehmen könnte, die aber auch alle nichts mit dem Obersalzberg zu tun hätten.
Die Ausstellung schließt mit 17 Uhr für mein Gefühl sehr früh und am Ende werden die Besucher nach draußen gebeten.
Wir hatten nachgefragt und die Auskunft erhalten, dass wir die Steilstrecke nicht wieder herunterfahren müssen, wenn wir den Weg über Oberau nehmen. Für uns trifft sich das gut, denn in Oberau gibt es einen Wohnmobilstellplatz, den wir dann auch anfahren.
Die Lage des Platzes ist wirklich toll. Direkt vom Platz aus hat man einen tollen Panoramablick auf die Berge. Für uns steht fest, dass wir hier auf jeden Fall übernachten werden. Als nach einiger Zeit dann auch endlich der Regen wieder aufhört, gibt es sogar noch einen schönen Abend, bei dem sich viele Mobilisten direkt mit ihren Campingstühlen nach draußen setzen.
11. Nacht
Oberau bei Berchtesgaden
Stellplatz
Tageskilometer: 138
Dienstag, 29.08.20017
Die Ruhe hier oben auf dem Berg führt dazu, dass wir ungewöhnlich lange schlafen. Trotzdem frühstücken wir noch und genießen dabei die Bilderbuchaussicht. Denn heute haben wir wieder wolkenlosen blauen Himmel.
Dann geht es wieder runter nach Berchtesgaden. Diese Strecke ist zwar immer noch steil, aber letztlich kein Vergleich mit der gestrigen Strecke bergauf.
Am Salzbergwerk ist heute viel weniger Betrieb, so dass wir auf den großen Parkplatz fahren. Die angezeigte Wartezeit beträgt nur ein paar Minuten. Also ziehe ich mich für den Besuch im Bergwerk um. Tina bleibt im Wohnmobil, da sie nicht unter Tage möchte.
Ich kaufe ein Ticket und bekomme einen Overall, so wie ihn jeder Besucher hier erhält. Hier oben über Tage ist das ganz schön warm, aber später im Bergwerk bei 12 Grad ist es ganz angenehm zu tragen.
Die Grubenbahn fährt rund 600 Meter in den Berg, dann geht es zu Fuß weiter. Die Erklärungen sind allerdings eher dürftig. Vor allem die Kinder kommen auf ihre Kosten bei den beiden Bergmannsrutschen, die wir herunterfahren dürfen. Prima ist auch die kurze Floßfahrt über den unterirdischen „Spiegelsee“.
Rund eine Stunde dauert die Führung durch das Bergwerk. Das Fotografieren ist „aus Sicherheitsgründen“ streng verboten. Natürlich geht es nur darum, dass die Besucher die Fotos kaufen, die durch die Betreiberfirma von jedem gemacht werden.
Am Ende geht es wie immer zum Ausgang durch den Souvenirshop. Da Tina diesmal nicht dabei ist, bin ich schnell durch.
Zurück am Wohnmobil machen wir uns jetzt auf, um auch noch den letzten Rest der Deutschen Alpenstraße zu befahren. Und zwar die paar Kilometer von Berchtesgaden bis zum Königssee. Das ist schnell erledigt und wir fahren auf den großen Parkplatz am Königssee. Hier ist es zwar noch nicht überfüllt, so dass der Platz gesperrt werden müsste, was ja mehrmals im Jahr passiert, aber der Platz ist trotzdem schon ganz schön voll. In der Wohnmobilecke finden wir aber trotzdem noch einen Platz, der noch nicht von Pkw zugeparkt ist.
Dann machen wir einen Spaziergang bis zum See. Tina sucht in der „Fußgängerzone“ nach Mitbringseln, wird aber nicht so richtig fündig. Wir gehen vor bis zum See, fahren heute aber nicht mit den Booten rüber nach St. Bartholomä.
Eigentlich hätte ich Interesse gehabt, mal mit der Jennerbahn nach oben zu fahren. Aber die ist zurzeit außer Betrieb, da sie wie die Zugspitzbahn ganz neu gebaut wird. Erst im nächsten Sommer wird man damit wieder auf den Berg fahren können.
Während Tina die Ausstellung zu Romy „Sissi“ Schneider besucht, die hier am Königssee aufgewachsen ist, gehe ich schon mal zum Wohnmobil und bin nun meinerseits derjenige, der am Auto wartet.
Nach Tinas Ankunft überlegen wir, wie wir weiterfahren sollen. Immerhin ist das Thema der Deutschen Alpenstraße „abgearbeitet“. Aus der rund 300 Kilometer langen Alpenstraße wurde mit unseren Umwegen eine Strecke von rund 750 Kilometern. Trotzdem haben wir ja längst nicht alles besichtigt, was so an lohnenswerten Zielen an der Route lag.
Schließlich entscheiden wir uns für ein Ziel in Österreich, nämlich Salzburg. Im Navi geben wir direkt die Adresse eines guten Campingplatzes ein und fahren ohne weitere Umwege dorthin. Morgen können wir uns dann in Salzburg umsehen und nach einer zweiten Nacht auf dem Campingplatz fahren wir übermorgen dann weiter.
Die Wahl fiel übrigens vor allem auf diesen Platz, weil er über einen kleinen Swimmingpool verfügt, in dem wir später dann auch noch etwas plantschen.
Heute werden wir dann zum 364. Mal in unserem Emil übernachten. Damit haben wir unser erstes Jahr im Wohnmobil voll. Irgendwie ja doch ein bemerkenswertes Jubiläum, oder?
12. Nacht
Salzburg
Camping Nord-Sam
Tageskilometer: 47
Mittwoch, 30.08.2017
Das Wetter bleibt stabil und bietet heute wieder „Bilderbuch“. Wir kaufen die Salzburg-Card an der Camping-Rezeption und fahren mit dem Bus in die Stadt. Die Haltestelle ist kaum 100 m vom Campingplatz entfernt. Sehr praktisch das ganze.
Gestern hatten wir bei der Fahrt durch Salzburg auf der südlichen Ausfallstraße kurz im Stau gestanden, weil es einen Unfall gegeben hatte. Ein Pkw hatte eine Straßenlaterne gefällt, etliche Meter Leitplanke herausgerissen und sich dabei auch überschlagen. Als wir die Unfallstelle passierten, waren die Feuerwehrleute gerade dabei, den Pkw wieder auf die Räder zu drehen.
Heute muss auch der Linienbus auf der Fahrt in die Stadt im Stau warten. Und wir trauen unseren Augen nicht, als wir sehen, dass nur 50 m vor uns schon wieder ein Pkw auf dem Dach liegt. Während wir uns darüber austauschen, dass anscheinende alle Unfälle in Österreich mit einem Überschlag enden, bekommt der Fahrer unser Gespräch mit, da wir ganz vorne direkt hinter ihm sitzen.
Er funkt seine Leitstelle an, um die Verkehrsstörung durchzugeben. Als er erwähnt, dass schon wieder ein Pkw auf dem Dach liegt, wird der Gesprächspartner am anderen Ende recht lustig. Auch die beiden finden die Häufung bemerkenswert. Denn was wir nicht wissen, ist, dass es gestern noch einen dritten Unfall in Salzburg mit einem überschlagenen Pkw gegeben hatte. Bei dem waren wir ausnahmsweise mal nicht vorbeigefahren. Und am Abend lesen wir in der Salzburger Online-Presse, dass es sogar insgesamt vier Unfälle mit überschlagenen Pkw in den letzten 24 Stunden waren. Das ist salzburg24.at sogar mal ein Ausrufezeichen wert.
Zur Beruhigung, alle Unfälle sind relativ glimpflich abgelaufen. Es war immer nur von Leichtverletzten die Rede.
Jedenfalls verzögert sich unsere Fahrt in die Stadt ein wenig. Doch als wir dann direkt am Rande der Altstadt angekommen sind, laufen wir dann auch los. Der erste Weg geht quer durch die Altstadt zur Festung.
Es gibt hier die älteste Standseilbahn Europas, mit der wir auf den Berg fahren. Dank der Salzburg-Card müssen wir uns nicht an der Kassenschlange anstellen, sondern können direkt durchlaufen und die Karten unter den Scanner halten.
Die Fahrt geht flott, da es nur ein paar Höhenmeter sind. Oben werden wir mit den anderen Touristen ausgespuckt und machen uns auf die Erkundung der Festung. Dazu gehört unter anderem auch die Besichtigung des Festungsmuseums.
Aber die größten Attraktionen sind sicherlich die Aussichtsterrassen, von denen man einen grandiosen Blick auf und über Salzburg hat. So ganz nebenbei bekommt man auch schon mal eine gute Orientierung für die nächsten Besichtigungsstationen.
Nachdem wir wieder unten in der Altstadt sind, wenden wir uns dem bekannten Friedhof St. Peter zu und gehen dann rüber zum Dom. Hier besichtigen wir das Dommuseum, was sich als sehr lange und ausgiebige Runde durch die vielen Anbauten entpuppt. Nicht alles ist unbedingt für uns interessant, doch man hat praktisch keine Wahl. Da muss man für den Rundgang jetzt durch.
Die Runde führt auch auf die Empore, wo die Orgel steht und man blickt von oben in den Dom. Eine ungewohnte Perspektive, die man in anderen Gotteshäusern so nicht geboten bekommt. Zum Beispiel in Aachen hätte ich mir das wirklich mal gewünscht.
Tina dreht dann noch eine Runde durch den Dom auf der unteren Ebene. Danach sind wir echt hungrig. Wir überlegen, wie wir hier etwas Leckeres zu essen bekommen könnten. In solchen Touristenhochburgen handeln die Gaststätten ja oft nach dem Motto „Die kommen ja doch nie wieder“ und verkaufen einem gerne auch mal zweifelhafte Qualität.
Doch wir stoßen auf die Filiale einer bekannten Steakhouse-Kette. Hier darf man wie in allen anderen Filialen dieser Kette auch, eine vernünftige Qualität erwarten. Denn wenn eine Filiale patzt, müssen theoretisch alle anderen mit darunter leiden.
Gut gesättigt machen wir uns dann auf den Weg, die letzten Besichtigungen des Tages zu absolvieren. Das unscheinbare Panorama-Museum erweist sich als positive Überraschung. Es wird vor allem ein 360-Grad-Panorama von Salzburg gezeigt, das das Aussehen der Stadt im Jahr 1829 zeigt.
Der Umfang des riesigen gemalten Bildes beträgt 26 m. Die Besucher stehen auf einem Podest in der Mitte des Raumes, das die Position auf der Festung Hohensalzburg wiedergibt. Dann kann man in alle Richtungen schauen. Man befindet sich sozusagen mitten in dem Gemälde.
Vor allem die kleinen Detailszenen, die überall über das Bild verteilt sind, machen es sehr lebendig. Ein Konzept, wie es heutzutage ja auch im Hamburger Miniatur Wunderland Anwendung findet. Auch dort gibt es immer wieder in die Landschaft gesetzte Details, die liebevoll ausgeschmückt werden.
Nur ein paar Meter weiter gibt es das Salzburg-Museum, das sich laut Aushang um die Kunst- und Kulturgeschichte kümmert. Das schreckt uns jetzt ab. Noch mehr Kunst und Kultur können wir heute nicht mehr ertragen. Wir hatten wegen des Namens auf ein anschauliches Museum zur Stadtgeschichte gehofft. Das scheint es hier aber nicht zu geben, so dass wir passen.
Unser Weg führt jetzt nur noch ein wenig durch die Altstadtgassen und zu den Aufzügen am Mönchsberg. Hier fährt auch Tina mit und wir landen oben auf der Aussichtsterrasse. Um diese Uhrzeit am Nachmittag ist die Sonne schon ganz weit herumgezogen und leuchtet Salzburg mit der Festung schön an.
Das war jetzt aber unsere letzte Besichtigung für heute. Wir nehmen den nächsten Bus zum Campingplatz zurück. Hier gehen wir uns erst einmal im Pool erfrischen und auch direkt unter die Dusche.
Den schönen Abend nutzen wir, um noch etwas draußen zu sitzen. Mal sehen, ob wir da morgen Abend auch noch Gelegenheit zu haben werden. Denn die seit Tagen angedrohte Kaltfront rückt wirklich immer näher. Vielleicht sind wir hier ja so weit östlich, dass wir morgen noch vom Regen verschont bleiben.
Am Wochenende müssen wir uns ja dann sowieso wieder auf den Weg nach Hause machen. Schließlich war in NRW heute ja auch wieder der erste Schultag des neuen Schuljahres.
13. Nacht
Salzburg
Camping Nord-Sam
Tageskilometer: 0
Donnerstag, 31.08.2017
Am Vormittag haben wir noch tolles Sommerwetter. Doch dann auf der Fahrt in Richtung Westen kommen uns schon die ersten Wolken entgegen. Am Nachmittag ist dann kein blauer Himmel mehr zu sehen und am Abend regnet es durch.
Als erstes fahren wir heute noch auf österreichischer Seite zu einer Tankstelle. Der Diesel ist hier rund 10 Cent günstiger als in Deutschland. In der Urlaubskasse werden wir die Ersparnis nicht merken, doch es geht ja auch immer um das „gefühlte“ Schnäppchen.
Mit dem nächsten Ziel schließen wir dann die Fahrt über die Deutsche Alpenstraße endgültig ab. Und zwar geht es nur ein paar Kilometer weiter in den unbekannten Ort Anger. Der liegt direkt an der A8 und beherbergt auf 50.000 Quadratmetern das „Traumwerk“ von Hans-Peter Porsche, einem Erben des Hauses Porsche, der sich hier mit einer großen Spielzeug- und Modelleisenbahnausstellung anscheinend einen Kinderwunsch erfüllt hat. Dies ist der letzte Tipp in dem Prospekt der Deutschen Alpenstraße.
Es werden sehr viele sehr seltene Blechspielzeuge gezeigt. Die meisten Stücke hätte die Firma Märklin wohl auch gerne in ihrem eigenen Museum. Den Gesamtwert der Exponate kann man noch nicht einmal schätzen. Das übersteigt unsere Möglichkeiten um viele Menschenleben.
Die Modelleisenbahn zeigt landschaftlich nur Berglandschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Also eigentlich das Modelleisenbahnthema, das alle Modellbahner am meisten interessiert aber üblicherweise aus Platzgründen so gut wie nie umgesetzt werden kann.
Dazu kommt ein über Beamer dargestellter Himmel mit animierten Wolken, Flugzeugen, Heißluftballons, Gewitter, Feuerwerk, Mondaufgang und so weiter. Immer entsprechend der gerade dargestellten Tageszeit.
Als wir die Ausstellung verlassen, haben wir immer noch schönen Sonnenschein. Doch jetzt sind die ersten Wolken im Westen zu erkennen. Und in diese Richtung wollen wir jetzt leider auch. Nächster Zwischenstopp ist die Innenstadt von Traunstein. In einem Eiscafé am zentralen Stadtplatz gönnen wir uns den Sommer-Verabschiedungs-Eisbecher. Denn noch während wir das Eis essen, fallen die ersten Regentropfen.
Bei einem weiteren Zwischenstopp beim örtlichen Traunsteiner Campinghändler stellen wir fest, dass der Laden seit unserem letzten Besuch dort komplett umgestaltet wurde. In der riesigen Halle, in der früher die schönsten Campingfahrzeuge ausgestellt wurden, befindet sich nun ein Indoor-Kinder-Spieleparadies und der Campinghandel beschränkt sich auf Zubehör in einem kleinen abgetrennten Teil der Halle.
Weiter geht es über Seebruck am Chiemsee entlang. Hier hätte ich heute eigentlich gerne noch einmal einen Abend mit See- und Bergblick verbracht, um morgen dann nochmal mit der Chiemsee Schifffahrt mitzufahren. Auf der Fraueninsel waren wir bislang nämlich noch nicht. Doch die Wolken sind inzwischen so dicht, dass die Berge schon gar nicht mehr richtig zu sehen sind.
Also fahren wir weiter. Bei schlechtem Wetter hat es sich ja bewährt irgendwo ein Schwimmbad anzusteuern und dann eben indoor schwimmen zu gehen. Zuerst denken wir an das Bad in Wasserburg, doch da gibt es nur drei Stellplätze für Wohnmobile.
Besser aufgestellt ist da die bekannte Therme in Erding. Hier gibt es einen großen und vorbildlichen Wohnmobilstellplatz. Also fahren wir heute noch nach Erding und wollen morgen Vormittag dort noch eine ausgiebige Runde schwimmen gehen. Wobei, Schwimmen ist eigentlich gar nicht möglich. Der Begriff „Therme“ ist irreführend. Im Grunde handelt es sich um ein gigantisches Spaßbad mit sehr großen Badelandschaften.
Nach unserer Ankunft machen wir Emil schnell übernachtungsfertig und gehen dann mal auskundschaften, wie das in der Therme denn so läuft, damit wir morgen schon wissen, wohin wir müssen.14. Nacht
Erding
Stellplatz Therme
Tageskilometer: 150
Freitag, 01.09.2017
Die ganze Nacht hindurch regnet es, meistens stark. Am Morgen beim Frühstück stellen wir fest, dass wir echt keine Lust haben, durch den Regen ins Bad und dann mit den nassen Sachen wieder durch den Regen zurück, nur um abends dann noch eine weitere Nacht umgeben von den nassen oder zumindest klammen Sachen im Mobil zu verbringen.
Wir lassen unser Navi mal schauen, wie weit es nach Hause ist und beschließen, doch heute schon nach Hause zu fahren.
Bis Nürnberg regnet es richtig stark und auf der Autobahn ist durch die Gischt eine ganz schlechte Sicht. Mit der erhöhten Sitzposition im Wohnmobil geht es uns aber besser als den Pkw-Fahrern um uns herum. Natürlich sind auch wieder einige Tiefflieger unterwegs, aber die meisten fahren heute sehr vorsichtig und der Verkehr läuft gut, da die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Fahrzeugklassen nicht so groß sind, wie sonst bei schönem Wetter üblich.
Mit drei Pausen kommen wir so pünktlich zu Hause an, dass wir beschließen, heute das Wohnmobil nicht mehr auszuräumen. Stattdessen packen wir unsere Sportsachen und gehen einfach noch ein wenig zum Training. Schließlich haben wir heute ja noch Urlaub.
Tageskilometer nochmal: 616
Trip-Info:
Abfahrt Km-Stand: 72.292
Rückkehr Km-Stand: 74.460
gefahrene Km: 2.168