Normandie
Sonntag, 06.09.2015
Wir sind mal wieder auf dem Weg nach Frankreich. Dafür mussten wir diesmal ziemlich lange überlegen und die verschiedenen Alternativen abwägen. Zur Debatte standen auch noch die Deutsche Ostseeküste, Dänemark aber auch Südfrankreich. Im Grunde wäre Dänemark diesmal am logischsten gewesen, weil wir das im letzten Jahr ja zugunsten Kroatiens hatten ausfallen lassen. Doch wieder einmal sind die Wettervorhersagen für Dänemark sehr ungewiss.
Letztlich entscheiden wir uns erst am Freitag für die Normandie und bestimmt auch noch ein Stückchen der Bretagne. Insbesondere die Normandie hatten wir bisher überwiegend schnell durchquert, ohne uns wirklich für ein etwas kompletteres Bild die Zeit zu nehmen.
Das soll sich in diesem Urlaub ändern. Es gibt noch viel zu sehen in der Normandie und diesmal wollen wir uns die nötige Zeit dafür nehmen.
Das beginnt damit, dass wir diesmal nicht einfach an die Küste fahren, sondern direkt einmal dem Binnenland mehr Aufmerksamkeit widmen. Hier ist es vor allen die Seine, die als großer Fluss Frankreichs auch die Geschicke der Normandie entscheidend mitbestimmt hat.
Ganz weit im Osten der Normandie liegt das kleine Städtchen Giverny direkt an der Seine. In unserem Reiseführer zählt dieser Ort zu den Top-Ten-Sehenswürdigkeiten der Normandie. Natürlich haben wir davon noch nie gehört, also müssen wir dorthin.
Der Ruhm des Städtchens beruht darauf, dass Claude Monet hier sein Lebenswerk geschaffen hat und viele Motive der Region immer wieder in seinem damals neuen Stil des Impressionismus gemalt hat.
Die Fahrt durch Belgien ist mal wieder so langweilig wie immer, aber wir kommen immerhin gut durch. Über Amiens geht es dann nach Giverny, das nordwestlich von Paris liegt. Wir versuchen so zu fahren, dass wir nicht in die Verkehrs-Strudel der französischen Hauptstadt geraten. Mit einer langen Schlussetappe über Landstraßen gelingt uns dies dann auch.
Da es hier abends deutlich länger hell bleibt als bei uns zu Hause, schaffen wir es auch noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort zu machen. Danach fallen wir aber todmüde ins Bett.
1. Nacht
Giverny
Stellplatz „Les Jardins Monet“
19 m NN
Tageskilometer: 566
Montag, 07.09.2015
Der Schlafmangel der letzten Zeit hat dazu geführt, dass wir heute fast elf Stunden durchgeschlafen haben. Kaum zu glauben, dass in einer normalen Woche der Wecker wieder morgens in aller Frühe geklingelt hätte.
Aber hier wird es nicht nur abends später dunkel, sondern auch morgens entsprechend später erst wieder hell, was das Ausschlafen sehr begünstigt. Dafür sind wir heute aber top ausgeruht und können uns so einiges vornehmen.
Als erstes geht es nochmal mit mehr Ruhe durch den Ort. Berühmt ist vor allem der Garten, in dem Monet gearbeitet hat, sowie das Grundstück mit seinem Wohnhaus und dem Seerosenteich, sowie der kleinen Brücke.
Heutzutage ist aber ganz Giverny ein einziger großer Garten im Stile Monets. Überall wächst und gedeiht es aufs Prächtigste. Nicht nur Freunde der Malerei, sondern auch Gartenliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Natürlich gibt es zahlreiche Galerien und auch Restaurants, die sich allesamt in der Tradition Monets sehen.
Kein Wunder, dass bereits morgens um 9 Uhr an die 10 Reisebusse mit Touristen aus allen Teilen der Welt auf dem großen Parkplatz am Stadtrand stehen.Gegen Mittag brechen wir auf und es geht weiter zur nächsten Top-Ten-Attraktion der Normandie nach Les Andelys, wo mit dem Chateau Gaillard die Ruine einer Burg von Richard Löwenherz auf einem Hügel direkt über der Seine thront.
Die Aussicht von hier oben ist einfach toll und wir verbringen einige Zeit auf diesem Hügel und in der Burgruine. Dabei blicken wir auf die Seine, die in dieser Region von einer Steilküste flankiert wird.
Nach dem Tod von Richard Löwenherz ging die Burg an seinen Bruder Johann Ohneland. Diesem war die an der Außenmauer errichtete kleine Kapelle im Innern zu dunkel und er ließ Fenster in die dicke und eigentlich unbezwingbare Außenmauer brechen. Natürlich musste es so kommen, dass später der Französische König genau diese Schwachstelle zur Eroberung der Burg nutzte.Wir überlegen nach der Besichtigung, wie es weiter gehen kann. Wir entschließen uns, heute noch nach Rouen, der Hauptstadt der Normandie zu fahren. Bisher waren wir nur einmal hier durchgekommen, hatten dabei aber kein besonders positives Bild dieser Stadt gewonnen.
Der Reiseführer zählt Rouen natürlich ebenfalls zu den Top-Ten und weist darauf hin, dass man im bloßen Vorbeifahren durchaus einen negativen Eindruck von der Stadt gewinnen könnte und dass man sich schon in Ruhe auf die Stadtmitte einlassen müsse. Also gut, dann wollen wir das mal tun.
Eine Stellplatzadresse aus einem Stellplatzführer erweist sich als Lagerplatz für Landfahrer. Dann folgen wir einer Beschilderung zu einem anderen Stellplatz. Dieser liegt direkt am Ufer der Seine inmitten der Stadt auf einem ehemaligen Werftgelände, wo heute verschiedene kleine Betriebe angesiedelt sind. Diese Lage ist für einen Stellplatz nur durch die Nähe zur Stadt zu ertragen. Wir parken dort, haben dabei aber ein mulmiges Gefühl und gehen in die Stadt.
Das Zentrum mit der Kathedrale ist wirklich nicht zu verfehlen. Selbige ist wie eigentlich ja alle Kathedralen beeindruckend groß und hat ein aufwändig und detailreich gestaltetes Hauptportal. Tina schaut sich die Kirche von innen an, während ich draußen warte.
Nach dieser Besichtigung bummeln wir noch durch die verschiedenen Einkaufsstraßen. Es gibt zwar sehr viel normannisches Fachwerk zu sehen, aber wir fühlen uns nirgendwo so angesprochen, dass wir bleiben würden.
Zurück bei unserem unversehrten Emil stellen wir fest, dass offenbar nur ganz wenige Wohnmobilisten die Absicht haben, auf diesem Stellplatz auch zu übernachten. Das entspricht auch unserem Gefühl und wir suchen schnell einen schönen Stellplatz in der Nähe unseres nächsten Besichtigungsortes heraus.
Die Ruine der Abtei von Jumieges gilt vielen als die schönste in ganz Frankreich. Da trifft es sich gut, dass der kleine Ort auch direkt einen schönen Stellplatz bereitstellt. Von Rouen aus sind wir ziemlich schnell dort und finden auch gleich eine schöne Ecke für uns auf dem Stellplatz.
2. Nacht
Jumieges
Stellplatz „Aire Municipal“
6 m NN
Tageskilometer: 123
Dienstag, 08.09.2015
Heute werden wir um halb Neun vom hiesigen Bäckereiwagen geweckt, der sich hupend auf dem Stellplatz ankündigt. Nicht schlimm, weil wir froh sind, so an frische leckere Baguettes ranzukommen.
Nach dem Frühstück geht es die wenigen hundert Meter bis zur Abtei. Die Türme sind bereits von weitem zu sehen. Wir streifen fast zwei Stunden über das Gelände und wundern uns über die Dimensionen der ehemaligen Klostergebäude.
Leider wurde die Abtei nach der Revolution, wie so viele andere Gebäude auch, als „Steinbruch“ von den Menschen der Umgebung benutzt. Der ganze südliche Teil der Gebäude ist daher komplett verschwunden. Doch die Reste, die man übriggelassen hat, sind immer noch sehr beeindruckend.
Zurück am Stellplatz müssen wir noch die Ent- und Versorgung erledigen. Wasser gibt es nur gegen einen Jeton, den wir zuvor in einem Lokal im Ort kaufen mussten. Eigentlich etwas umständlich, aber in vielen Orten verbreitet, damit keine Euromünzen in den Automaten an den Stellplätzen liegen.
Wie schon gestern folgen wir auch heute wieder dem Lauf der Seine. Von der Straße hat man immer wieder schöne Blicke auf den Fluss, der nun merklich breiter wird. Unter der vom Meer aus gesehen dritten Brücke über den Fluss fahren wir auf der Uferstraße noch durch, dann müssen wir nach rechts Richtung Nordwest abbiegen und die Seine erst mal verlassen.
Unser heutiges Ziel ist die Stadt Etretat, wo wir den nächsten Top-Ten-Ort erkunden wollen. Hier gibt es eine Steilküste mit sehr bizarren Felsformationen. Das Meer hat hier an den Spitzen der Kliffs Bögen geschaffen, die wie Brücken ins Wasser ragen und unter denen man vielleicht mit kleinen Booten sogar durchfahren könnte - zumindest wenn die Brandung nicht so stark wäre.
Die Fotos dieser Felsformationen sind vermutlich die typischsten Bilder, die man so von der Normandie kennt. Wobei das natürlich nicht ganz stimmt, weil das bekannteste Fotomotiv der Normandie ja unbestritten die Klosterinsel Mont St. Michel ist. Aber viele Reisende verbinden diesen Anblick eher mit der Bretagne und nicht mit der Normandie. Daher sind die Felsbögen von Etretat wohl das bekannteste Motiv, das auch jeder mit der Normandie verbindet.
Wir kommen auf dem gebührenpflichtigen Stellplatz der Gemeinde unter und fahren mit den Fahrrädern in den Ort und bis zur Meerespromenade. Die spektakulären Felsen liegen direkt links und rechts neben der Meerespromenade.
Wir steigen nur nach rechts auf die Klippe, auf der sich oben auch eine kleine Kapelle befindet und genießen die Aussicht über die Bucht, auf die Felsen und auf das Meer. Letzteres hat heute im Sonnenlicht mal wieder tolle Farbtöne zu bieten.
Auf dem Rückweg durch die Touristenstraße Etretats kommen wir an einer Creperie vorbei und werden dadurch auf die Idee gebracht, heute Abend Pfannkuchen zu machen.
3. Nacht
Etretat
Stellplatz „Municipal“
19 m NN
Tageskilometer: 73
Mittwoch, 09.09.2015
Das Navi bekommt heute das Kommando, uns über eine möglichst kurze Strecke und ohne Autobahn an die Cote Fleurie zu bringen. Dazu geht es zunächst in Richtung Le Havre.
Hier waren wir vor ein paar Jahren schon einmal und es hatte uns echt nicht gefallen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die UNESCO die Betonarchitektur der Nachkriegszeit in den Rang eines Welt-Kulturerbes erhoben hat.
Kurz vor Le Havre finden wir in dem kleinen Ort Ste- Adresses jedoch einen schönen Parkplatz mit freiem Blick auf das Meer. Wir parken dort und schauen einigen dicken Containerschiffen zu, wie sie den Hafen in Le Havre anlaufen. Dazu eine frische Tasse Kaffee mit ein paar Keksen in der warmen Sonne und unter strahlend blauem Himmel. Was will man mehr?
Als wir uns satt gesehen haben, fahren wir weiter. Der nächste Höhepunkt ist das Überqueren der Seine auf der Ponte de Normandie. Allerdings nicht für Tina, die das immer nur völlig ohne Spaß erduldet. Dabei ist die Aussicht von der Brücke doch so toll.
Weiter geht es über Landstraßen durch die kleinen und großen Orte und Seebäder an der Küste. Wir steuern einen Campingplatz am Ende der Cote Fleurie an, der laut Campingführer zwischen der Straße und dem Strand liegt. Das ist eigentlich verlockend, weil bei den meisten Plätzen dabeisteht, dass der Strand nach Überqueren der Straße zu erreichen ist.
Wir finden den Platz und die angegebene Lage stimmt auch. Allerdings ist nur noch genau eine Parzelle frei. Man kann sich wohl denken, dass der in der hinterletzten Ecke liegt und wirklich sehr unattraktiv ist.
Wir nehmen ihn trotzdem, und zwar mit der Option, morgen nach Abreise anderer Camper, einen anderen Platz weiter vorne in Richtung Strand belegen zu können. Allerdings gibt es nur ganz wenige Stellplätze, die auch einen direkten Blick auf das Meer erlauben. Aber jeder andere Stellplatz hier ist besser als der, auf dem wir heute stehen.
Morgen soll das sonnige Wetter weiterhin anhalten, so dass wir im Moment planen, den Tag hier auf dem Platz zu verbringen und nicht weiterzufahren.4. Nacht
Merville-Franceville
Campingplatz Le Point du Jour ****
8 m NN
Tageskilometer: 108
Donnerstag, 10.09.2015
Das Wetter sieht am Morgen wie versprochen sehr gut aus. Daher ziehen wir auf dem Campingplatz einmal kurz um. Wir haben jetzt einen großen, sonnigen Platz mitten auf dem Gelände. Meeresblick gibt es von hier zwar auch nicht, aber dafür ist die Straße nicht mehr in Hörweite.
Der Tag wird im Wesentlichen verbummelt. Wir haben für 24 Stunden WiFi gebucht, was ein Glück ist, denn heute gehen doch so einige Mails unseren Badmintonverein betreffend hin und her.
Außerdem müssen wir natürlich mehrfach an den Strand und den aktuellen Stand von Ebbe und Flut, sowie einmal auch die Wassertemperatur prüfen. Die Temperaturprüfung verläuft aber so, dass wir nur mit den Füßen ins Wasser gehen und heute ansonsten das Schwimmbad den Campingplatzes nutzen, dass sogar über ein Dach verfügt.
Eine kleine Fahrradrunde führt zur Mündung der Orne. Die Landspitze ist Naturschutzgebiet und zum Schutz der Dünen mit stacheligem Unterholz zugewuchert. Auf der anderen Flussseite liegt der Ort Ouistreham, von dem aus große Fähren nach Cornwall verkehren.
Der letzte Gang des Tages gilt dann selbstverständlich dem Sonnenuntergang am Strand. Per WhatsApp hält Tina die Familie über die genaue Sonnenuntergangszeit auf dem Laufenden. Zu Hause ist es da schon stockdunkel.
5. Nacht
Merville-Franceville
Campingplatz Le Point du Jour ****
8 m NN
Tageskilometer: 0
Freitag, 11.09.2015
Wir wollen heute das nächste Top-Ten-Ziel ansteuern: Die Normannische Schweiz. Das Gebiet liegt südlich der Regionalhauptstadt Caen am Flüsschen Orne, der sich hier durch die Felsen „gefressen“ hat.
Im Reiseführer hört sich das alles sehr spannend und interessant an. So soll die Gegend ein Eldorado für alle möglichen Outdoorsportarten sein. Mit einer dementsprechend hohen Erwartungshaltung fahren wir also in die Suisse Normande und wundern uns, dass die sonst üblichen Hinweise, wie man sie aus echten Outdoorsportzentren kennt, fehlen.
Wir können uns einfach nicht richtig orientieren, weil uns eine passende Einstiegsstelle fehlt. Also drehen wir eine große Schleife kreuz und quer über kleine und kleinste Straßen, doch der besondere Reiz dieser Gegend bleibt unseren Augen verborgen.
Immerhin finden wir dann aber doch noch einen Grund zum Anhalten. In Clecy, das sich selber als die Hauptstadt der normannischen Schweiz bezeichnet, gibt es eine private Schau-Modelleisenbahnanlage auf mehreren hundert Quadratmetern. Die Anlage ist schon 30 Jahre alt und wird noch analog über Schalter und Relais gesteuert. Sie stammt aus einer Zeit, in der an die großen digitalen Schauanlagen wie z. B. in Hamburg noch lange nicht zu denken war.
Wir schauen uns einen erklärenden Film an, wie es zu dem Anlagenbau gekommen ist. Dann müssen wir eine Runde mit einer Garteneisenbahn mitfahren, bevor wir dann die Modellanlage besichtigen dürfen.
Nach heutigen Maßstäben haben die Erbauer fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, aber trotzdem ist es sehr interessant, das Ganze zu bestaunen. Es ist nicht so übertrieben perfekt gestaltet, wie man es bei den heutigen Anlagen erwartet. Dafür gibt es noch eine ganze Menge naive Eisenbahnlandschaft, so eben, wie man sich das als kleiner Junge erträumt hat.
Nach der Besichtigung geben wir auf, in diesem „Bergischen Land“ nach den besonderen Punkten zu suchen. Stattdessen nehmen wir ein neues Ziel ins Visier. Und zwar die Stadt Bayeux, wo es morgen für uns unter anderem den berühmten Teppich von Bayeux zu besichtigen gibt.
Die Fahrt geht flott vonstatten. Zuerst schauen wir uns einen Stellplatz an, der aber nicht gefällt, und checken dann auf dem Campingplatz der Stadt ein.
6. Nacht
Bayeux
Campingplatz Des Bords de l‘Aure ***
38 m NN
Tageskilometer: 161
Samstag, 12.09.2015
Um heute in aller Ruhe Bayeux besichtigen zu können, beschließen wir, dass wir noch eine zweite Nacht hier auf dem Campingplatz bleiben werden.
Nach dem Frühstück nehmen wir die Fahrräder, um ins Zentrum zu fahren. Zwar liegt das eigentlich so nah, dass wir auch zu Fuß hätten gehen können, aber wir wollen ja auch noch einiges an Strecke innerhalb der Stadt und der Museen machen. Am Ende hat die Trackingsoftware dann über 12 km aufgezeichnet. Da war es durchaus eine Wohltat, die Strecken zwischen den Besichtigungen radeln zu können.
Unser erstes Ziel ist das Stadtzentrum mit der Tourist-Info, wo wir uns einen deutschsprachigen Prospekt zur Stadtführung besorgen. Am Abend zuvor hatten wir auf dem Campingplatz nur eine englische Version erhalten, weil die deutschen Prospekte vergriffen waren.
Überhaupt ist hier alles auf Briten, Kanadier und Amerikaner ausgerichtet. Also die Nationen, die die entscheidenden Beiträge zum D-Day geleistet hatten. Veteranen dürften nur noch wenige hierher kommen, doch auch die Nachfahren der Veteranen interessieren sich sehr für diese dramatische Zeit.
Durch die Innenstadt, die praktisch als einzige nicht im Bombardement des Krieges zerstört wurde, und daher auch heute noch sehr authentisch wirkt, radeln wir zur Tapisserie de Bayeux, dem Museum, in dem der berühmte Teppich mit der Bildergeschichte der Eroberung Englands durch die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer ausgestellt ist.
Der „Teppich“ ist ein fast 70 Meter langer Stoffstreifen mit einer Breite von einem halben Meter. In vielen einzelnen Bilderszenen wird die Geschichte um die Eroberung dargestellt. Dabei befindet sich der Teppich in einem abgedunkelten Raum luftdicht hinter Glas.
Man geht an dem Teppich entlang und bekommt über einen Audioguide die passenden Erläuterungen zu den Bildern. Es gibt praktisch keine Dokumentation, über die Eroberung Englands, in der nicht auch auf diesen Teppich Bezug genommen wird. Kein Wunder also, dass er Teil des Weltkulturerbes ist und auch der nächste Top-Ten-Ort auf unserer Liste.
Als nächstes geht es weiter zur Kathedrale von Bayeux, wo aber wieder Tina alleine zur Besichtigung schreitet.
Es folgt das Museum über die Schlacht um die Normandie, das Musée Musée de la Bataille de Normandie. Auch hier sind natürlich die englischsprachigen Gäste die Hauptzielgruppe. Das Museum stellt sehr eindringlich die Ereignisse am D-Day und in den Wochen danach dar, wobei die Ausstellung in erster Linie chronologisch geordnet ist.
Uns wird zum ersten Mal so richtig bewusst, dass mit der Landung der Alliierten an der Küste der Normandie der Krieg noch lange nicht vorbei war. Denn nun folgte erst noch die dreimonatige Schlacht um die Normandie, die womöglich noch schrecklicher war, als die Kämpfe nur an dem ersten Tag, der aber immer irgendwie so besonders in der Aufmerksamkeit steht.
Direkt gegenüber vom Museum liegt ein Soldatenfriedhof mit den Gräbern von rund 5.000 Gefallenen aller Nationen. Das Gelände ist pikobello gepflegt, jagt einem aber auch einen Schauer den Rücken herunter, wenn man bedenkt, dass dies ja nur einer von unzähligen ähnlichen Friedhöfen ist.
Rund sechs Stunden hat unsere Runde durch Bayeux gedauert. Daher genießen wir nach der Rückkehr auf dem Campingplatz erst einmal die leckeren Erdbeertörtchen, die uns auch in diesem Urlaub nicht fehlen dürfen.
7. Nacht
Bayeux
Campingplatz Des Bords de l‘Aure ***
38 m NN
Tageskilometer: 0
Sonntag, 13.09.2015
Am Morgen beginnt es zu regnen und unser Plan, dass ich mit dem Fahrrad in die Stadt fahre und unser Frühstücksbaguette einkaufe, fällt ins Wasser. Es ist dieser fiese Regen, bei dem man nach kürzester Zeit das Gefühl hat, komplett durchnässt zu sein.
Wir starten also ohne Frühstück und suchen uns eine geöffnete Bäckerei. Dann fahren wir nach Arromanches-les-Bains, das direkt in der englischen Landungszone des „Gold-Beach“ liegt. Hier wurde unmittelbar nach der Landung am 06. Juni 1944 ein künstlicher Hafen angelegt.
Zunächst waren ausgediente Schiffe versenkt worden, um die ersten Wellen zu brechen, dann folgten eine Menge von „Mulberrys“, also versenkbare Pontons aus Beton mit rund 20 Meter Höhe. Diese Hohlkästen wurden in England gefertigt, von Schleppern über den Ärmelkanal bis in die Bucht vor Arromanches gezogen und dort versenkt.
Damit wurde eine zuverlässige Schutzmauer gegen heranziehende Stürme und Unwetter geschaffen, so dass die Nachschubversorgung der Landungstruppen sicher gestellt werden konnte. Bei allem Mut der alliierten Soldaten und bei allem taktischen und strategischem Geschick, ohne diesen künstlichen Hafen, wäre die Invasion in der Normandie letztlich gescheitert. Denn die echten Häfen an der französischen Küste wurden durch die Wehrmacht extrem stark verteidigt.
In einem Agententhriller wurde einmal das Thema behandelt, wie es den Alliierten gelingen konnte, dieses gigantische Projekt überhaupt geheim halten zu können. Schon beim Lesen des Buches erschien es mir unwahrscheinlich, dass das möglich gewesen sein sollte. Aber beim Anblick nur der Reste des Hafens kann man sich kaum vorstellen, dass solch eine Operation nicht verraten wurde. Allein die tausenden von Arbeitern, die daran beteiligt waren - das ist echt unglaublich. Aber die Geschichte beweist, dass es tatsächlich gelungen ist.
Zu dem Hafen gibt es natürlich auch ein passendes Museum, das wir uns anschauen. Wir haben uns vorgenommen, nicht jedes D-Day-Museum hier an der Küste abzuklappern, aber dieses besondere Thema ist dann doch interessant genug, um den Besuch zu machen.
Danach folgen wir der Küstenstraße nach Westen in Richtung Omaha-Beach. Dabei erreichen wir den großen amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer.
Hier gibt es über 9000 Gräber in einer tadellos gepflegten Anlage auf einer Anhöhe über dem Strand. Das gesamte Gelände ist 70 Hektar groß und wird den USA von Frankreich ohne zeitliche Begrenzung kostenlos zu Verfügung gestellt.
Nach dieser zweiten Besichtigung reicht es uns auch schon fast für einen Tag. Nur eine noch: Die Landspitze des Pointe-du-Hoc, auf der sich sehr starke deutsche Kanonen befanden und deren Eroberung eine extrem große Anzahl an Opfern forderte, weil die angreifenden Soldaten vom Meer aus mit Leitern und Seilen eine Steilküste erklimmen mussten, während sie gleichzeitig unter MG-Beschuss standen. Eigentlich ist es ein Wunder, dass das überhaupt jemand überleben konnte.
Die deutschen Bunkeranlagen wurden auf der Felsnase belassen, ebenso wie die Trichter, der Bombeneinschläge. Um dem grausigen Geschehen ein Gesicht zu geben, informieren aufgestellte Tafeln über besondere Einzelschicksale von Gefallenen auf diesem Gelände.Nach dieser insgesamt schweren Kost suchen wir anschließend nur noch einen Platz zum Übernachten. Und schon im ersten Ort werden wir fündig. Auf einem Stellplatz ist noch genau eine Stellfläche frei, die wir dann belegen.
8. Nacht
Grandcamp-Maissy
Stellplatz
29 m NN
Tageskilometer: 59
Montag, 14.09.2015
Heute Nacht ist das Wetter total umgeschlagen und in der Normandie hat der Herbst begonnen. Vorbei ist die Zeit der kurzen Hosen und Sandalen. Regenjacken und Gummistiefel (die wir nicht mit haben) sind nun angesagt. So scheint es uns zumindest, als wir am Morgen wach werden und um uns herum ein stürmischer Regenschauer runterkommt.
Obendrein erweist sich die Ankündigung an der Stellplatz-Infotafel als falsch, dass hier täglich um halb neun ein Bäckereiwagen vorbeikommt und frisches Brot verkauft. Also machen wir uns ohne Frühstück auf den Weg und fahren in den Ortskern von Grandcamp-Maisy, wohin wir sonst wegen der schmalen Straßen vermutlich nicht gefahren wären.
Wir landen am Hafenbecken, wo gerade rege Geschäftigkeit herrscht. Die Fischerboote laufen ein und entladen ihren Fang, der entweder in einen Kühl-Lkw verladen oder in der Fischmarkthalle direkt an die Kunden gebracht wird.
Wir stellen uns ans Hafenbecken und frühstücken nun endlich. Dabei haben wir beste Sicht auf die Abläufe des kleinen Hafens.
Nach diesem unterhaltsamen Frühstück fahren wir weiter westwärts. Das heutige Ziel ist die Cotentin-Halbinsel im Departement Manche. Sie ragt weit in den Ärmelkanal hinein. Am nördlichen Ende liegen Cherbourg und das Cap-de-la-Hague, am südlichen liegt der Mont-St.-Michel und im Osten der Utah-Beach.
Im nächsten Jahr findet am Mont-St. Michel der Start der Tour-de-France, der sogenannte Grand-Depart statt. Die ersten beiden Etappen bleiben nur im Departement Manche bevor es mit der dritten Etappe, aber immer noch dem Start in der Manche, nämlich in Granville, dann in andere Teile Frankreichs geht.
Heute ist von der Tour 2016 jedoch noch nichts zu spüren und wir fahren zu unserem ersten Nahziel, dem Ort Ste-Mère-Eglise. Er liegt einige Kilometer von der Küste entfernt und spielte eigentlich keine besondere Rolle in der Gesamtoperation der alliierten Landung in der Normandie.
Doch dann verfing sich der Fallschirm des amerikanischen Fallschirmjägers John Steele am Kirchturm des Ortes. Er musste dort eine ganze Zeitlang ausharren, bevor ihn seine Kameraden aus der misslichen Lage befreien konnten.
Diese Szene wurde dann Bestandteil des großen Hollywood-Films „Der längste Tag“ über die Landung. Seit diesem Zeitpunkt kannte dann jeder John Steele und den Ort Ste-Mère-Eglise. Rund um dieses Ereignis wurde dann alles andere hier aufgebaut. Angefangen mit Empfängen für Fallschirmspringer-Veteranen, einschließlich John Steeles.
Heute hängt eine Puppe mit einem Fallschirm am Kirchturm und gegenüber wurde ein weiteres großes D-Day-Museum gebaut, dass sich inhaltlich mit dem Einsatz der Luftlandeeinheiten hinter den feindlichen Linien beschäftigt. Dort verbringen wir rund zwei Stunden - also in dem Museum, nicht hinter den feindlichen Linien. :-)
Weiter geht es dann an die Küste. Das Museum am Utah-Beach hatten wir vor vier Jahren bereits besucht, so dass wir heute daran nur vorbeifahren.
Es folgt eine schöne Küstenstraße und an einer Aussichtsstelle machen wir eine ausgiebige Kaffeepause. Dabei beobachten wir, wie schnell sich heute das Meer zurückzieht. Dabei wird es zusätzlich wohl von dem starken Wind angetrieben, der von Land her weht und Emil ganz schön wackeln lässt.
Überhaupt das Wetter: Schon während des Frühstückes hatte sich der Himmel aufgelockert, trotzdem bleibt es aber Herbstwetter. Bei starkem und böigem Wind wechseln sich Sonne, Wolken und heftige Regenschauer ab.
Wir fahren weiter nach Norden und kommen zu dem Ort Barfleur, wo wir uns auf dem Campingplatz einquartieren. Wir erhalten einen Stellplatz mit toller Aussicht, stehen dafür aber so schief wie schon lange nicht mehr. Doch die Aussicht ist uns diese kleine Unannehmlichkeit wert.
Bei einer Runde durch den Ort treffen wir auch wieder auf Wilhelm den Eroberer, ja richtig, der von dem großen Teppich im Museum in Bayeux. Er war nämlich 1066 mit seinem Schiff vom Hafen in Barfleur aufgebrochen. An dieses Ereignis und die Tatsache, dass er nach der Schlacht von Hastings auch als englischer König in die Normandie zurückkehrte erinnert eine Plakette an einem Felsen im Hafen von Barfleur.
9. Nacht
Barfleur
Campingplatz La-Blance-Nef ***
6 m NN
Tageskilometer: 94
Dienstag, 15.09.2015
Am Morgen laufe ich ins Dorf, um frisches Baguette fürs Frühstück zu holen. Denn beim Frühstück würden wir heute gerne noch ein wenig die Aussicht auf die Bucht genießen.
Danach geht es weiter in Richtung Cherbourg, und zwar auf der Route par-la-Cote, also so weit wie möglich immer an der Küstenlinie entlang. Die flache Küste wandelt sich mehr und mehr zu einer Steilküste und an vielen Stellen kann man weit über die Buchten und das Meer schauen.In Cherbourg steuern wir die alten Hallen des ehemaligen Überseekais an. Hier haben im letzten Jahrhundert die vielen Auswandererschiffe nach Nord- und Süd-Amerika abgelegt. In der alten Bahnhofshalle, wo die Auswandererfamilien ankamen ist heute der Empfang für ein neues Museum der Stadt Cherbourg eingerichtet. Und zwar die Cité-de-la-mer, eine Ausstellung über verschiedene Aspekte rund um das Meer - und endlich mal nicht mehr über den D-Day.
Wir drehen eine Runde von drei Stunden und haben am Ende doch wieder einmal nicht alles gesehen. Erste Abteilung ist das erste französische Atom-U-Boot namens Le-Redoutable. Das Boot ist mittlerweile außer Dienst gestellt und sowohl von außen wie auch von innen zu besichtigen.
Zuletzt hatten wir ja auf Fehmarn ein deutsches U-Boot der Bundeswehr besichtigt und waren von der Enge sehr beeindruckt. Doch dieses Atom-U-Boot hier ist um ein Vielfaches größer und bietet im Vergleich mit dem alten Boot auf Fehmarn geradezu so etwas wie Luxus.
Erleichtert sind wir, als wir bei unserer Besichtigung durch das Boot in die Sektion mit dem Atomreaktor kommen. Diese Sektion wurde nämlich komplett aus dem Rumpf herausgeschnitten und der Entsorgung zugeführt. An dieser Stelle wurde einfach nur ein Stück neue Bootshülle zwischengesetzt, um den verlorenen Raum zu symbolisieren.
Auf dem Weg in die nächste Abteilung der Ausstellung verlaufen wir uns. Wir besichtigen den Teil mit den Meeresaquarien in der falschen Richtung und verstehen nur einen Bruchteil der gebotenen Informationen, die nur auf Französisch und Englisch angeboten werden. Ganz am Ende wird uns klar, wo wir falsch abgebogen sind, aber da haben wir keine Lust mehr, uns das alles nochmal anzuschauen, auch nicht mit Audioguide.
Nächste Abteilung ist eine Ausstellung zur Titanic. Dieses Schiff begann seine erste und letzte Fahrt hier in Cherbourg, bevor es dann nach England fuhr und schließlich fünf Tage später auf dem Weg nach New York nach der Kollision mit einem Eisberg sank.
Betreten wird dieser Ausstellungsteil durch die restaurierte Abfahrthalle für die Überseeschiffe. Hierher kamen die Auswanderer aus aller Herren Länder, nachdem sie die Eisenbahn in der Halle nebenan verlassen hatten.
Wir verlassen die Ausstellung und gehen zu Emil zurück, der draußen auf dem Parkplatz warten musste. Mittlerweile ist eine ganze Armada von Reisemobilen eingetroffen. Vor allem Rentnerpaare trifft man in letzter Zeit auf den Stellplätzen, und zwar vor allem auf den kostenlosen.
Sie stellen alles zu, bleiben unverschämt lange auf dem gleichen Platz stehen und stellen mittlerweile auch für die Reisemobil freundlichen Franzosen ein kleines Ärgernis dar. Im gestrigen Übernachtungsort Barfleur war beispielsweise die Zufahrt ans Hafenbecken explizit für Reisemobile gesperrt worden. Man kann sich gut vorstellen, wie dort alles mit den Mobilen voll gestanden haben muss.
Wohin soll das alles noch führen? Bis zu unserem Renteneintritt sind vermutlich so viele Reisemobile unterwegs, dass es bis dahin kaum noch Spaß machen wird, selber so zu reisen, weil es überall entweder nur noch Verbote für Reisemobile oder aber total überfüllte Stellplätze geben wird. (Kein Scherz, das habe ich wirklich 2015 geschrieben!)
Wir fahren jedenfalls weiter zum Cap-de-la-Hague. Allerdings nicht ganz bis dorthin, sondern ein Cap südlicher, so dass wir einen schönen freien Blick auf das Cap-de-la-Hague haben.
Für viele ist der Name La-Hague ja vor allem mit der französischen Atomindustrie verbunden. Tatsächlich passieren wir auch einen Hochsicherheitsbereich, doch danach hat dieses nordwestliche Ende von Frankreich sehr viel Ähnlichkeit mit der zerklüfteten Nordküste der Bretagne, auch wenn die hiesigen Normannen, diesen Vergleich vielleicht nicht so gerne hören mögen.
10. Nacht
Jobourg
Stellplatz Nez de Jobourg
110 m NN
Tageskilometer: 66
Mittwoch, 16.09.2015
In der Nacht zieht ein fetter Sturm über uns hinweg und Emil wackelt wie verrückt. Blöderweise wackeln aber auch die „Elefanten“-Füße, die wir unter unseren Heckstützen montiert haben. Da wir die Heckstützen gestern aber nicht runtergefahren haben, klappern die Füße gegen die Karosserie, was unglaublich laut ist. Also bleibt nichts anderes übrig: Mitten in der Nacht mache ich mich nach draußen in den Sturm und kurbel die Stützen runter, so dass die Füße auf dem Boden aufliegen und nicht mehr klappern können.
Als wir dann etwas später als normal aufstehen, ist das Cap-de-la-Hague verschwunden. Da wo gestern noch das Kap war ist jetzt nur noch eine undurchdringliche graue Masse - Nebel genannt.
Wir brechen trotzdem in Richtung des Kap auf, sehen aber bald ein, dass die Nebelsuppe immer dichter wird, je näher wir ihm kommen. Da macht es echt keinen Sinn, noch weiter zu fahren.
Stattdessen wenden wir, und fahren in dem Ort in der anderen Richtung unser Frühstücksbaguette einkaufen. - Und frühstücken natürlich auch direkt dort.
Weiter geht es anschließend in südlicher Richtung die Westküste der Cotentin-Halbinsel hinunter. Wir wollen uns immer so nah wie möglich an der Küste halten und unterwegs Aussichtspunkte erforschen. Doch schon bald fängt es wieder wie blöd an zu regnen. Da haben wir beide keine Lust auszusteigen und an der Küste herumzulaufen. Voll normal übrigens, denn auch sonst ist keine Sau zu Fuß zu entdecken.
Dann beschließen wir, die Küste einfach etwas zügiger und direkter durchzufahren. Zur Not auch bis zum Mont-St.-Michel, wo wir auch zwei Tage bleiben könnten. Unterwegs wechseln sich strahlender Sonnenschein und schlimmste Unwetter mit Sturm und Gewitter ab. Also wirklich kein Wetter für uns - zumindest nicht der Teil mit den Unwettern.
Am Nachmittag kommen wir dann tatsächlich am Mont-St.-Michel an und checken auf dem etwas außerhalb liegenden Stellplatz ein. Nach wie vor wechseln Sonne, Wolken und Regen in schneller Folge, wobei allerdings die Sonnenanteile immer nur ganz kurz sind.
Nun hoffen wir auf morgen, wo eigentlich eine Wetterbesserung eintreten soll.
11. Nacht
Beauvoir
Stellplatz Mont-St.-Michel
18 m NN
Tageskilometer: 208
Donnerstag, 17.09.2015
Heute erfahren wir von Le Monde, dass die gestrigen Unwetter in der Region um Lyon noch um einiges schlimmer waren als hier bei uns in der Normandie. Dort hat es sogar drei Todesopfer gegeben.
Am Mont-St.-Michel setzt sich im Laufe des Tages immer mehr die Sonne durch. Trotzdem müssen wir uns schon am Vormittag im noch andauernden Regen auf den Weg machen, weil die Flut heute gegen 10.30 Uhr den höchsten Stand erreicht.
Und das ist etwas, was wir endlich mal nicht verpassen wollen. Bisher kennen wir den Klosterhügel nur bei Ebbe mit ganz viel Schlamm ringsherum. Doch mittlerweile sind die Umbaumaßnahmen im Zuge der Entsandung der Bucht von St.-Michel abgeschlossen und zeigen erste Erfolge. Außerdem haben wir zurzeit immer noch die sogenannten Springfluten, die immer deutlich höher ausfallen als die Nippfluten dazwischen. Allerdings waren wir noch nie mit so wenig Sonnenschein hier. Wir haben also endlich mal Wasser rund um den Hügel, doch dieser ist nur als ein grauer Umriss zu sehen.
Insgesamt ist der Wasserstand so hoch, dass das Meerwasser über die neuen Schleusentore weit und hoch in den Flusslauf ins Hinterland läuft. Wenn später am Tag die Ebbe erreicht ist, wird diese enorme Wassermenge wieder über die Schleusentore abgelassen. Dabei wird wieder eine Unmenge an Sand mitgerissen und ins Meer zurückgespült.
Wir sind jedenfalls mit den Fahrrädern unterwegs, die wir am Schleusendamm abstellen. Die Weiterfahrt erfolgt dann mit den kostenlosen Shuttlebussen bis zum Fuß des Hügels, immerhin noch rund vier Kilometer.
Tina freut sich über den Regen, weil er ihr einen Grund liefert, sich in den Souvenirshops aufzuhalten. Ansonsten gehen wir heute nur bis unterhalb des Klostereingangs und nehmen auf dem Rückweg die Route über die Befestigungsmauer mit Blick auf das „neue“ Meer.
Übrigens gibt es im gesamten Departement Manche schon viele Hinweise auf die Vorfreude zum Start der Tour-de-France-2016. Der Grand-Depart erfolgt am Mont-St.-Michel, was spektakuläre Fernsehaufnahmen verspricht. Davon werden wir in Deutschland vermutlich wieder nicht viel zu sehen bekommen. Doch hier freut man sich bereits darauf. Ein Display informiert darüber, dass es bis zu dem großen Ereignis nur noch 288 Tage sind.
Später am Nachmittag, als wir Ebbe haben und die Sonne scheint, fahre ich nochmal zu der Sperranlage. Jetzt wird das aufgestaute Wasser wieder ins Meer abgelassen. Allerdings verläuft das viel weniger spektakulär als ich erwartet hatte. Das Ablassen wird über die nächsten Stunden verteilt erfolgen, damit keine Flutwellen entstehen, die natürlich mehr zerstören als helfen würden. Eigentlich sind da die japanischen Besuchergruppen viel interessanter. ;-)
Den Rest des Tages sitzen wir noch in der Sonne und genießen die zurückgekehrte Wärme. Und ab morgen müssen wir uns dann schon wieder Gedanken über unsere Rückreise und das Urlaubsende machen.12. Nacht
Beauvoir
Stellplatz Mont-St.-Michel
18 m NN
Tageskilometer: 0
Freitag, 17.09.2015
Heute geht es weit in östlicher Richtung. Damit müssen wir im Prinzip schon heute unsere morgige Heimreise vorbereiten und uns eine günstige Ausgangsposition für die restlichen Kilometer schaffen.
Der erste Teil der heutigen Fahrt führt durch das südliche Departement Orne in der Normandie. Wir nehmen Nebenstraßen genauso wie Nationalstraßen, aber eben auf diesem Teil noch keine Autobahnen. Etappenziel ist zunächst der winzige Ort Camembert.
Ja richtig, der heißt so wie der französische Weichkäse. Und das hat einen guten Grund. Er wurde hier erfunden. Eine Bäuerin aus diesem Ort hat das Rezept des Brie weiter entwickelt und den Camembert entwickelt. Das ist jetzt über 200 Jahre her.
Heute ist die Bezeichnung Camembert de Normandie mit dem französischen AOC-Siegel geschützt, darf also nur hier hergestellt werden. Normaler Camembert, also ohne Zusatz, ist jedoch frei herstellbar und zu vermarkten.
Das Dorf selber ist von der industriellen Herstellung des Käses verschont geblieben und liegt immer noch wunderbar im Grünen. Es gibt ein Museum, das über die Geschichte der Weichkäseherstellung informiert. Gesponsert wird es von einem der großen Hersteller, der gegenüber natürlich auch gleich einen Shop betreibt.
Wir nehmen an einer Camembert-Verkostung (lecker!) teil, während von zu Hause per WhatsApp einige Weichkäse-Bestellungen eintreffen. Aber wir kommen relativ gut davon. Am Ende sind es nur fünf Käse, die wir einkaufen. ;-)
Für den zweiten Teil der heutigen Fahrt haben wir uns als Ziel eine der letzten normannischen Städte vor der Picardie an der Autobahn nach Amiens ausgesucht. In Neufchatel-en-Bray gibt es einen Stellplatz und direkt nebenan einen Campingplatz. Wir kommen erst um halb Sieben dort an und entscheiden uns wegen der Duschen für den nur einen Euro teureren Campingplatz.
13. Nacht
Neufchatel en Bray
Camping St. Claire ***
80 m NN
Tageskilometer: 330
Samstag, 18.09.2015
Die Autobahnen sind heute ziemlich leer und es gibt den ganzen Tag mal keinen Stau. Die Strecke in Belgien ist mal wieder so langweilig wie immer.
Einen Zwischenstopp müssen wir noch einlegen. Pünktlich zum Spielbeginn zweier unserer Kinder-Mannschaften sind wir in Rheinbach und dürfen zwei Auswärtssiege miterleben.
Danach geht es dann aber endlich wieder nach Hause. Als Fazit bleibt festzustellen, dass es in der Normandie viel mehr zu entdecken gibt, als wir das bisher geahnt hätten. Und obendrein bleibt die Erkenntnis, dass wir wieder mal längst nicht alles gesehen haben, was uns interessiert hätte.
Unsere Top-Ten-Liste haben wir komplett besucht, doch trotzdem haben wir weitere interessante Stätten besucht, die ebenfalls einen Top-Ten-Status verdient hätten.
Tageskilometer nochmal: 579
Trip-Info:
Abfahrt Km-Stand: 52.591Rückkehr Km-Stand: 54.958
gefahrene Km: 2.367